Gestern sind wir früh aus unseren Zelten gekrochen. Bei schönstem, aber vorerst kühlem Wetter sind wir die 170 km nach Altai gefahren. Zur Strecke gibt’s nicht viel zu sagen… die üblichen Verdächtigen… Felspassagen, sandige enge Fahrspuren, dann wieder lange topfebene, aber unglaublich staubige Strecken, viele Durchfahrten durch ausgetrocknete Flussbetten, und immer wieder nervtötendes Wellblech, da lass ich jetzt mal die Bilder sprechen.
Ein paar erste Opfer hat es allerdings dann schon gegeben: meine kleine Nikon hat die Rüttelei auf der Wellblechpiste nicht vertragen, die Reifenpilotbüchse hat sich durchgerüttelt und ihren Inhalt in eine Seitentasche ergossen und eine Fischdose hat gerade angefangen zu lecken und das Öl auf meinen Ersatzfotoapparat zu verteilen. Ist nochmal gut gegangen…
Einzig die Tatsache, dass Uwes Hinterradbremse ihren Geist aufgegeben hat, macht uns Sorgen. Ein so schweres Motorrad nur über die Vorderradbremse zu stoppen, kann schwierig werden. Mal sehen. Bei einer Begegnung mit Günter und Stefan aus München kurz vor Altai haben wir dann auch erfahren, dass der Grenzübergang Mongolei/Russland am Wochenende geschlossen hat. Für uns heisst das, dass wir schon am Freitag ausreisen müssen, wollen wir nicht wegen des Wochenendes erneut zwei Tage verlieren.
In der Stadt selbst war unser erster Gang der zum Restaurant. Hier wie überall in der Dritten Welt ist es für mich nach wie vor ein Phänomen, dass, wenn die Menschen schon mit Mangel an fast Allem leben müssen, sie nicht wenigstens den Drang verspüren, das Wenige, was sie haben, sauberhalten wollen und in Ordnung. Das hat offensichtlich nichts mit politischen Systemen zu tun, “ist nicht meins, brauch ich mich also auch nicht kümmern”. In Afrika ist das genauso wie hier. Das Essen war gut, die Inneneinrichtung in Ansätzen auch, aber alles war irgendwie runtergekommen, und dafür gibt es eigentlich keine Entschuldigung…
Im Internetcafe war die Chance auf einen freien Computerplatz gering. Halbwüchsige hatten die Spielkonsolen fest in ihrer Hand. Alle haben Killerspiele gespielt, alle haben gegröhlt und die Stimmung war echt aggressiv. Ich konnte kaum eine Mail absetzen, ohne dass ich fast von vorbeistürmenden Jungs vom Stuhl gerissen wurde…
Auf dem Weg zum Hotel hat dann noch einbesoffener Mongole versucht, uns mit einem Messer dazu zu überreden, ihm finanziell unter die Arme zu greifen. Vielleicht konnte e rUwes Kamera doch nicht widerstehen… Ein paar schnelle Sidesteps meinerseits und das Gehupe eines vorbeifahrenden Autos und der Alkie hat sichgetrollt…