Marokko 2015 Motorradrallye

München +++ Monaco +++ Marrakesch

Dienstag, 9. Juni 2015

Fazit






Jetzt habe ich mich fast 2 Wochen von den Strapazen der Rallye erholen können. In dieser Zeit sind mir viele Gedanken zum Thema gekommen.


Was fand ich gut, was möchte ich auf keinen Fall nochmal erleben...


Unbedingt gut fand ich das Konzept der Rallye. Spenden zu sammeln für eine wirklich lohnenswerte Sache hat nicht nur eine grosse Aussenwirkung, es tut auch meiner Seele gut. Sicher ist unser Beitrag nur ein Tropfen auf dem heissen Stein. Aber gut angefühlt hat sich der Besuch bei den Kindern im SOS-Kinderdorf und die anschliessende Scheckübergabe durchaus.


Meine BMW F 800 GS hat mich erneut begeistert. 5.600 km ohne die geringste Panne, ja sogar ohne messbaren Ölverbrauch, das ist ja schon fast ungeheuerlich...


Mein Equipment hat auch diese Reise bestens überstanden. Zelt, Schlafsack, Küche, Isomatte, alles vom Feinsten und schon seit Jahren fester Bestandteil meiner Motorradreisen. Einzig mein Klappstuhl hat den letzten Korsika-Trip nicht überlebt und wurde gleichwertig ersetzt. 


Das Notebook, auf dem ich gerade schreibe, ist etwas in die Jahre gekommen und wird demnächst ersetzt. Mein eBook hatte ich noch keinmal in der Hand. Der Spottracker ist und war immer eine gute Idee. Gut zu wissen, dass es eine weltweite SOS-Nummer gibt, die mich nötigenfalls aus dem Schlamassel holt.


Meine Fotoausrüstung ist immer noch top, nur Gewicht und Grösse nerven auf die Dauer. Und wenn ich dann erlebe, welch tolle Fotos meine Mitstreiter mit ihren Handys zustande bringen, frage ich mich, warum ich immer eine Vollbildkamera mit 22 Mio. Pixeln und 1,5 kg Gewicht am Hals mit mir rumschleppen soll...  Das Stativ habe ich kein einziges Mal benutzt, den drahtlosen Fernauslöser ebenfalls nicht.


Was auf dieser Rallye definitiv nicht funktioniert hat, ist die Kombination Gitarre, Blog Schreiben, GoPro einsetzen und eBook lesen. Dafür war einfach keine Zeit und einiges davon bleibt beim nächsten Mal zu Hause.


Das Navi war gleichzeitig Segen und Fluch. Natürlich ist es gut, eine bestimmte Adresse in einer unbekannten Stadt anzufahren, ohne dauernd nach dem Weg fragen zu müssen. Aber wenn man das Navi ausschliesslich einsetzt, ohne vorher zu wissen, ob die Grundrichtung überhaupt stimmt, das ist einfach nur fahrlässig. Wir hatten mehrfach den Fall, dass wir morgens in die falsche Richtung aus dem Ort gefahren sind, nur weil das Navi das so wollte. Ich vertraue da mehr auf meine Erfahrung und auf Landkarten und bin jetzt die letzten 2 Wochen prima damit zurecht gekommen.


Ich mag vielleicht ein wenig überdiszipliniert sein, aber ich habe auf meinen Reisen noch nie ein Ticket wegen Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit bekommen. Ich kann also beim besten Willen nicht verstehen, warum Schnellfahren sexy ist. Ist nur teuer, wie einige auf diesem Trip erfahren mussten. Ansonsten gehört zum Fahren in der Gruppe, wir waren immerhin 7 Fahrer am Start und 6 am Ende, eine gute Portion Disziplin, die ich in unserer Truppe so manches Mal vermisst habe. Da muss sich auch einiges für ein nächste Mal ändern.


Ich war aber durchaus zufrieden mit diesem Unternehmen und kann mir das sogar nochmal vorstellen. Jetzt, wo die Meldungen bei WhatsApp langsam abnehmen, merke ich auch, wieviel länger die positiven Erfahrungen im Gedächtnis haften bleiben als die negativen. 


Martina und ich gondeln jetzt langsam nach Berlin zurück und freuen uns auf die nächste Zukunft. 




Dienstag, 2. Juni 2015

Marrakesch



Die Rallye ist nun vorbei und das gibt uns erste Gelegenheit, mal ein wenig Sightseeing zu machen. 






Das, was wir da von Marrakesch gesehen haben, war eher eine Mischung aus Las Vegas und Vechtaer Stoppelmarkt. Kleine Äffchen schlagen Purzelbäume, Schlangen würgen Touristenhälse. Marokkanische Folkloregruppen trommeln und Konditoren bieten Honigwerk feil. Und wehe, der gemeine Tourist kauft nichts, sondern schaut nur und fotografiert hier und da ein Bildchen zur bleibenden Erinnerung an Marokko, “wie es wirklich ist”, dann ist flugs einer da, der das auch noch bezahlt haben will. 




Traumquoten in Sachen Auslastung haben die Restaurants kurz vor Sonnenuntergang auf ihren Dachterassen. Ist aber auch schön. Dabei kann das Essen praktisch so mies sein wie es will, so wie in unserem Fall zum Beispiel... 

  

Das Handeln um den besten Preis ist seit Jahrhunderten psychologische Kriegsführung. Wer da nicht wirklich auf zack ist, hat schon verloren und kann zu Hause nicht wirklich mit einem Schnäppchen angeben. 



Und wer partout nichts kaufen will, weil er, wie wir Motorradfahrer, einfach keinen Platz für ein feinziseliertes 6-Personen Teeservice oder einen 5x4 m grossen, von kleinen Kinderhänden geknüpften, Teppich hat, der muss schon im Vorfeld seine Nichtabsicht grob genug vertreten, um ernst genommen zu werden.

Was ich hier ein wenig flapsig vielleicht beschrieben habe, gilt übrigens für wohl alle Touristenmetropolen weltweit. Man muss eben Bedarf wecken mit dem, was es in der Region gibt.



Interessanterweise hat eine Weltfussballauswahl  ausgerechnet in Marrakesch ihr Trainingscamp bezogen. Und alle schlendern genau über den Platz, wo wir gerade eine Coke schlürfen. Messi, Reus, Ibrahimovic, Ribery, Bale, Casillas, Ronaldo, Rooney, Pirlo und noch viele andere Ballkünstler habe ich getroffen. Als ich dann Luca Toni traf, bin ich allerdings ins Grübeln geraten. Und siehe da, die jungen Leute haben nur die Trikots ihrer Vorbilder spazieren getragen.



Wer glaubt, Mercedesse der Baureihe W123, gebaut zwischen Mitte der ‘70er bis Mitte der ‘80er Jahre, seien nur was für Oldtimerafficionados, findet hier reichlich Nahrung für Gegenargumente. Hier fahren noch Tausende davon rum als Taxen. Da hat japanische Massenware einfach keine Chance.



Und wo wir gerade bei Verkehr sind... in dem kleinen Örtchen Bohmte in Niedersachsen  gibt es dieses wahnsinnig innovative Verkehrskonzept “Shared Space”, welches vor etwa 5 Jahren damit weltberühmt wurde, dass ein Kreisverkehr ganz ohne Leitlinien, Schilder und Ampeln auskommen muss, damit sich alle Verkehrteilnehmer vom 40-Tonner bis zur Oma mit dem Kinderwagen der Enkeltochter auf Augenhöhe begegnen. Stand sogar in der Washington Post. Gibt’s hier an jeder Strassenkreuzung. Jeder macht, was er will. Pferdefuhrwerke, Busse, Fussgänger, Moppedfahrer, Autos über Autos, sogar in Gegenrichtung... alles dabei und keine erkennbaren Verkehrsregeln. Und wo ist jetzt die Weltpresse?





Montag, 1. Juni 2015

Tag der Abrechnung






Heute war Siegerehrung. Ganz gleich, mit welchem Platz wir abschliessen würden, wir waren alle gefühlte Sieger. Die Gewinner der Teamwertung haben Martina und Andrea, die einzigen teilnehmenden Motorradladies bei dieser Veranstaltung, als die Sieger der Herzen bezeichnet. Eine wirklich nette Geste.






Unser Home-Team hat den 4. Platz belegt von 18 Teams, ebenfalls eine tolle Leistung. Vielen Dank fürs Mitmachen und hoffentlich hattet Ihr auch Spass dabei.


Wir selbst sind im guten Mittelfeld gelandet, nicht so schlecht, wenn man bedenkt, dass wir von Vornherein gar nicht an eine Spitzenplatzierung gedacht hatten...





Was uns aber wirklich alle zu Gewinnern dieser Rallye gemacht hat, war der Besuch im SOS-Kinderdorf in einem Vorort von Marrakesch. Wir sind mit allemann da hingefahren, Martin im Organisationsvolvo vorneweg, 25 Motorräder lärmend hinterher. Eine Führung durch die Anlage wurde uns geboten, wir haben die Kinder im Gegenzug auf unsere Motorräder setzen lassen und mal richtig am Gas spielen lassen. 



Nach einem traditionellen Kuskusessen kam es dann zum Höhepunkt der ganzen Reise: die Übergabe des Schecks in Höhe von etwa 12.500,- EUR


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Mit einem Ruhetag in unserem Hotel am Pool und einem Besuch in der Medina von Marrakesch geht dieser Teil unseres Urlaubs nun zu Ende.


Ich hoffe, ich konnte Euch mit diesem Blog ein wenig mitnehmen auf unsere Reise von München über Monaco nach Marrakesch.

Sonntag, 31. Mai 2015

von Tinerhir nach Zagora und weiter nach Marrakesch






Der gestrige Tag hat tiefe Spuren in unseren geschundenen Rallyefahrerseelen hinterlassen. Wir wollten nur noch auf möglichst grossen Hauptstrassen nach Zagora, ohne Piste, ohne Wasserdurchfahrten, ohne Anstrengung. Jeder von Marcos Alternativvorschlägen wurde schon im Keim erstickt, weil wir weder dem Navi trauten noch seinen hellseherischen Fähigkeiten, dass die Alternative der bessere Weg sei. Ausserdem mussten wir wirklich Strecke machen, weil wir noch zu den Dünen am Rand der Sahara wollten, die ganz im Süden auf uns warteten.





Grundsätzlich geändert hat sich das Klima. Deutlich über 30° ist das Thermometer nun geklettert und unsere nassen Stiefel und Regensachen sind in nullkommanix trocken gefahren. Das war wirklich das erste Mal, dass unsere metereologischen Erwartungen seit Abfahrt aus München voll erfüllt wurden. 




Die Aufgabe, Kamele zu fotografieren, haben wir mit Bravour erledigt. 



Auch das Ortsschild von Tazzarine wurde erfolgreich abgelichtet und am Zielhotel in Zagora stand die Kopie des Karawanenschilds “Tomboctu 52 Jours”. 



Da wollten wir jetzt nicht mehr hin, aber nach dem Einchecken in unser Hotel und dem Abladen unserer Sachen sind wir noch rasch zu den Dünen Richtung H’Mamid gedüst. Auch wenn uns jeder der Touareg Geld abknöpfen wollte fürs Fotografieren ihrer Kamele und ihrer Dünen war es doch der erste wirkliche Wüstensand, den wir zu sehen bekamen.








Unser von Jörg vorgebuchtes Hotel war wirklich klasse. Von aussen unscheinbar eröffnet sich im Innern immer eine Oase der Glückseeligkeit. Zimmer im maurischen Stil in Lehmfarben und mit Seidentüchern und –vorhängen verziert, Bilder und Skulpturen aus der Region liefern in fast allen besuchten Hotels ein Szenario aus Casablanca, Lawrence von Arabien und 1001 Nacht. Ich hätte mir etwas mehr Zeit zum Abwohnen dieser architektonischen Kostbarkeiten gewünscht, aber Rallye ist Rallye.









Tags darauf mussten wir nur noch zum Gesamtziel Marrakesch fahren. Die Ausfahrt aus Zagora hat gleich für Verwirrung gesorgt, weil die nötige Disziplin wieder gefehlt hat, auf einander zu schauen und die Reihenfolge einzuhalten. Später dann haben Andrea und Marco allein eine Reifenpanne reparieren müssen, weil ein Anhalten von Andrea als Fotopause misinterpretiert wurde. Das war unnötig.





Die hohen Passstrassen im Atlas mit ungezählten Serpentinen waren atemberaubend.

Wir haben uns kurz vor Marrakesch wieder getroffen und sind dann gemeinsam ins Ziel gekommen. Nicht als erste, aber bei Weitem auch nicht als letzte.



Abends haben wir uns dann ein wenig selbst gefeiert für das Erreichen des Ziels und das Geleistete auf den letzten 5500 km.