Gestern war ich schon frueh auf dem Markt von Khiva. Am Fusse der Stadtmauern schlaengelt sich der Markt entlang, wie wohl schon seit Jahrhunderten. Hier gibt es alles, auch die Federbeine von Joss' Honda Roller. Was wir jedoch nicht fanden, waren Bananen und Orangen. Sind wohl noch alte Ostblockreste...
Am spaeten Nachmittag war ich auf der Stadtmauer um ein paar Fotos in der Abendsonne zu schiessen. Mit einigem staunen habe ich zur Kenntnis genommen, dass die Mauer aus gestampftem Lehm gebaut war, der sich bei Regen glatt aufloest. D.h., nach jedem Guss muss da ordentlich repariert werden, soll das Ganze nicht zu einem Klumpen Lehm zusammenfallen...
Heute Morgen sind Joss und ich schon frueh auf der Strasse gewesen. Es war nicht so einfach, die richtige Ausfallstrasse zu finden, besonders, wo die Erfindung des richtungsweisenden Strassenschildes noch keinen Einzug in Uzbekistan gehalten hat... In der Stadt fiel uns immer haeufiger auf, dass sich vor Tankstellen lange Schlangen gebildet haben, die auf Benzin warten. Auf die Frage, warum es keinen Sprit gibt, koennen oder wollen uns die Einheimischen keine wirkliche Antwort geben. Sie stellen sich unwissend und verharmlosen den Umstand vollends. Eine Lehrerin, die wir dazu befragten, wollte davon von uns zum ersten Mal gehoert haben. Purer Ostzonen-Verdraengungsmechanismus.
Die Fahrt war von Khiva nach Nukus unspektakulaer. Erwaehnenswert allenfalls die Tatsache, dass es kaum ueber 20º C war. Bei strahlend blauem Himmel. Da verstehe einer das Wetter...
Joss ist Kuenstler und behandelt gerade das Thema der Gedenkstaetten der verunglueckten Autofahrer. Dazu fotografiert er alle moeglichen dieser Mahnmale. Er will die Symbolik der unterschiedlichen Kulturen vergleichen und spaeter einen Bildband dazu herausbringen.
In Nukus gibt es ein bedeutendes Museum russischer Kunst, die die Zeit der Sowjet-Betonkoepfe nicht ueberstanden haette, haette nicht ein Gosboddin Savitzky hartnaeckig gesammelt auch gegen Widerstaende der damaligen Zeit. Ich bin kein grosser Museumsgaenger und das Angebot war dermassen erschlagend, dass ich schon nach einer halben Stunde "voll" war. Kuenstler Joss ging es uebrigens genauso. Waere mir auf einer Autoshow nie im Leben passiert...
Heli ist in Sicherheit. Er hat gerade eine SMS abgesetzt, wonach er in Baku auf seine Einreise wartet. Die Faehrenfahrt ist wohl gut verlaufen, war nur mit unueblichen Zusatzzahlungen verbunden, die Heli nicht wirklich eingesehen hat.
Morgen trennen sich Joss' und meine Wege. Er faehrt ueber Kasakhstan und Russland nach Hause, ich folge dann Heli mit einer Woche Rueckstand.
Und was ist jetzt so kontrovers an Uzbekistan? Das totale Auseinanderklaffen der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen, das Lachen auf ihren Gesichtern, das nimmermuede Winken, wenn wir Exoten durch ihr ueberschaubares Leben rauschen auf der einen Seite und das Plattmachen der Staatsgewalt von Initiative, Eigenverantwortlichkeit, Verknappung und das Verlangsamen aller Aktivitaeten zur Erhoehung der Kontrolle ueber jeden Einzelnen auf der anderen... Ich sag ja: Ostzone.