Marokko 2015 Motorradrallye

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Samstag, 27. August 2011

Kontroverses Uzbekistan



Gestern war ich schon frueh auf dem Markt von Khiva. Am Fusse der Stadtmauern schlaengelt sich der Markt entlang, wie wohl schon seit Jahrhunderten. Hier gibt es alles, auch die Federbeine von Joss' Honda Roller. Was wir jedoch nicht fanden, waren Bananen und Orangen. Sind wohl noch alte Ostblockreste...

Am spaeten Nachmittag war ich auf der Stadtmauer um ein paar Fotos in der Abendsonne zu schiessen. Mit einigem staunen habe ich zur Kenntnis genommen, dass die Mauer aus gestampftem Lehm gebaut war, der sich bei Regen glatt aufloest. D.h., nach jedem Guss muss da ordentlich repariert werden, soll das Ganze nicht zu einem Klumpen Lehm zusammenfallen...

Das Familienvermoegen traegt man einfach immer bei sich...


Heute Morgen sind Joss und ich schon frueh auf der Strasse gewesen. Es war nicht so einfach, die richtige Ausfallstrasse zu finden, besonders, wo die Erfindung des richtungsweisenden Strassenschildes noch keinen Einzug in Uzbekistan gehalten hat... In der Stadt fiel uns immer haeufiger auf, dass sich vor Tankstellen lange Schlangen gebildet haben, die auf Benzin warten. Auf die Frage, warum es keinen Sprit gibt, koennen oder wollen uns die Einheimischen keine wirkliche Antwort geben. Sie stellen sich unwissend und verharmlosen den Umstand vollends. Eine Lehrerin, die wir dazu befragten, wollte davon von uns zum ersten Mal gehoert haben. Purer Ostzonen-Verdraengungsmechanismus.

Die Fahrt war von Khiva nach Nukus unspektakulaer. Erwaehnenswert allenfalls die Tatsache, dass es kaum ueber 20º C war. Bei strahlend blauem Himmel. Da verstehe einer das Wetter...

Joss ist Kuenstler und behandelt gerade das Thema der Gedenkstaetten der verunglueckten Autofahrer. Dazu fotografiert er alle moeglichen dieser Mahnmale. Er will die Symbolik der unterschiedlichen Kulturen vergleichen und spaeter einen Bildband dazu herausbringen.

In Nukus gibt es ein bedeutendes Museum russischer Kunst, die die Zeit der Sowjet-Betonkoepfe nicht ueberstanden haette, haette nicht ein Gosboddin Savitzky hartnaeckig gesammelt auch gegen Widerstaende der damaligen Zeit. Ich bin kein grosser Museumsgaenger und das Angebot war dermassen erschlagend, dass ich schon nach einer halben Stunde "voll" war. Kuenstler Joss ging es uebrigens genauso. Waere mir auf einer Autoshow nie im Leben passiert...

Heli ist in Sicherheit. Er hat gerade eine SMS abgesetzt, wonach er in Baku auf seine Einreise wartet. Die Faehrenfahrt ist wohl gut verlaufen, war nur mit unueblichen Zusatzzahlungen verbunden, die Heli nicht wirklich eingesehen hat.
Joss am Bloggen

Morgen trennen sich Joss' und meine Wege. Er faehrt ueber Kasakhstan und Russland  nach Hause, ich folge dann Heli mit einer Woche Rueckstand.
Das ist es, warum ich die Seidenstrasse sehen wollte...

Und was ist jetzt so kontrovers an Uzbekistan? Das totale Auseinanderklaffen der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen, das Lachen auf ihren Gesichtern, das nimmermuede Winken, wenn wir Exoten durch ihr ueberschaubares Leben rauschen auf der einen Seite und das Plattmachen der Staatsgewalt von Initiative, Eigenverantwortlichkeit, Verknappung und das Verlangsamen aller Aktivitaeten zur Erhoehung der Kontrolle ueber jeden Einzelnen auf der anderen... Ich sag ja: Ostzone.




Mittwoch, 24. August 2011

Khiva

So. Heli ist weg und ich hatte noch eine schöne Zeit mit Joss und Resi.

Den Nachmittag habe ich damit verbracht, Benzin zu beschaffen. Ist schon sonderbar, dass der Staat das Benzin reglementiert und den Handel durch die vielen Polizeikontrollen verlangsamt. Es sollte doch jeder Staatsform klar sein, dass nur das Gegenteil das Prosperieren sichert.

Als ich ins Hostel kam, sass der Jugendliche vom Hotel auf meiner Maschine. Darüber habe ich mich sehr geärgert. Ich hatte das Motorrad schon in den Innenhof gestellt, damit niemand dabei geht, aber das hindert die Einheimischen wohl nicht daran, alles anzugrapschen und zu verstellen. Das Blöde ist, dass da immer ein Riesengeschrei gemacht wird, wenn der reiche Tourist jemand anfährt oder etwas demoliert. Wenn die Locals etwas zerbrechen oder umwerfen, wird das mit einem Schulterzucken abgetan.

Khiva

Und was dann kam, hatte ich so auch nicht erwartet. Ich hatte schon gehört, dass die Strecke zwischen Bukhara und Khiva etwas ruppig sein soll, aber so ein schlechter Zustand hat mich dann doch erstaunt und dann fertig gemacht. Da gab es das ganze Programm: Wellblech, Tiefsandpassagen, riesige Löcher im Asphalt und Staub ohne Ende. Mir ging es am Abend in Khiva auch dementsprechend. Ich glaube eine leichte Gehirnerschütterung davongetragen zu haben. Ich bin zwar nicht gestürzt, aber ich habe am ganzen Körper Muskelkater vom Hochreissen der Maschine, wenn ich wieder zu schnell auf ein Loch zugefahren bin. Und meine Handgelenke schmerzen von der Überbeanspruchung.
Reisebekanntschaft

Im Hotel in Khiva habe ich dann alle wiedergetroffen, die ich vorher schon mal in Samarqand oder anderswo kennen gelernt hatte. Mit denen bin ich dann zum Abendessen gegangen. Allmählich hängen mir die Schaschlickspiesse aber zum Hals raus. Und Tomaten-Gurkensalat werde ich in nächster Zeit auch nicht mehr essen. Da war die Gemüsesuppe dann eine echte Wohltat...
Markt in Khiva

Ich habe uebrigens eine wirklich erfreuliche Entdeckung gemacht: Es war ja immer kritisch, wie wir von Turkmenistan mit der Faehre ueber das Kaspische Meer und dann nach Aserbaidjan einreisen wuerden. Helmut hat es da schwieriger, weil er nahtlos anschliessende Visa hat. Ich habe gerade herausgefunden, dass meine Visa ueberlappen und ich somit gar kein Problem habe, jede Faehre zu nehmen zu jeder Zeit... man muss auch mal Glueck haben...


die Seidenstrasse

Montag, 22. August 2011

Bukhara



Gestern sind Heli und ich ein letztes Mal durch die schoene Altstadt von Bukhara gewandert. Diese Stadt ist wie Samarqand eine der Hauptumschlagplaetze der Seidenstrasse gewesen, mit vielen kleinen Gassen, Innenhoefen und einer Menge Wasser. Da gibt es Kanaele, Brunnen, und kleine Bassins aller Art. Die Bauwerke sind nicht ganz so pompoes wie in Samarqand, sind aber ganz im Stil der damaligen Bauweise in diesen hellen Ockertoenen gehalten.




Helmut hat ein paar Seidenschals gekauft und dafuer weniger Stoff bekommen, als er Papier weggegeben hat. Irre Waehrung...


Das letzte Abendmal auf der Dachterasse eines Restaurants artete dann fast in einem Gelage aus, Anlass und Gelegenheit waren guenstig.

ja, das ist Vodka

Heute Morgen dann der Abschied. Heli ist nun unterwegs in eine etwas ungewisse Zukunft, aber der packt das schon. Ich habe einen Grossteil des Tages damit verbracht, erst Geld zu tauschen und dann Benzin zu finden. Irgendwie gibt's hier keinen Sprit und ich weiss nicht, warum. Am Nachmittag habe ich dann Resi wiedergetroffen, mit der ich gleich Essen gehe.


Eigentlich wollte ich mit Joss morgen gemeinsam fahren, aber sein Honda Roller hat beide Hinterachsfedern gebrochen und ein defektes Radlager. Damit bin ich vorerst allein, aber das bin ich ja immer wieder mal gewohnt.

Joss, Kuenstler und Fotograf

Samstag, 20. August 2011

1000 und eine Nacht



Mann, Leute, ich dachte wirklich immer, ich haette schon alles gesehen, oder auch, dass das Taj Mahal das groesste waere... stimmt alles nicht. Samarqand ist noch viel schaerfer. Mir sind vor Ueberwaeltigung die Traenen die Wangen runter gelaufen. Wahnsinnig schoen, wie alles hier aufbereitet ist, man hat echt den Eindruck, nach all den Muehen den gerechten Lohn in dieser Luxusstadt einfahren zu koennen. Ich will jetzt gar nicht viel sagen, sondern einfach nur die Bilder sprechen lassen.



Auf dem Basar waren wir natuerlich auch noch.



Und abends sind wir mit der seeehr netten Resi ausgegangen. Resi studiert in Dresden Touristik mit nachhaltiger Oekologie und macht hier einige Feldforschungen. Und sie sieht aus wie Ashley Judd, nur 20 Jahre juenger. Heli war wohl auch ganz begeistert. Aber der Gag ist ja, dass wir Leute wie Resi hier am laufenden Band treffen, und das ist es, warum wir das alles machen und gut finden und irgendwie auch nie allein sind...



Heute sind wir gemuetlich aufgestanden und waren um 9:15 schon auf der Strasse nur um dann jaeh festzustellen, dass es keinen Sprit in der Stadt gibt. Na klasse. Aber Kommissar Zufall hat uns einen netten Uzbeker geschickt, der 4 Jahre in den US of A gelebt hat und der uns nicht leiden sehen konnte. Er hat uns 20 Liter Benzin zum Selbstkostenpreis verkauft, ein anderer Businessman nochmal 10 Liter fuer das Doppelte. Und warum gibt's keinen Sprit?, weil man zum Nationalfeiertag die Wahrscheinlichkeit von Autobomben minimieren will... als ob das mit Propangas, mit dem hier jeder faehrt, nicht moeglich waere...

Nach 2 Stunden waren die Tanks voll und jetzt sind Heli und ich nach ereignisarmer Fahrt in Buchara angekommen, einer weiteren Stadt an der Seidenstrasse, die von der Unesco den Titel des Weltkulturerbes erhalten hat...

 





Donnerstag, 18. August 2011

Samarqand

Tanken am Strassenrand

An die vielen Polizeikontrollen muss man sich eben gewöhnen. Das machen wir, indem wir meistens durchfahren, wenn auch nur ein einziger Cop ein interpretierfähiges Handzeichen zur Weiterfahrt gibt. Selbst bei dem Sturm der Trillerpfeifen: weiterfahren.

Waschen am Strassenrand
Blaukraut bleibt Blaukraut... Esel beim Transport ihrer Ladung
...und Brautkleid bleibt Brautkleid


Samarqand ist eine mysterioese Stadt. Die einzige Stadt, der es nicht vergönnt ist, durch ein Hinweisschild auf die noch zu fahrenden Kilometer erwähnt zu werden, kein Ortseingangsschild, kein gar nichts. Da fragen wir immer schön die Leute am Strassenrand und wenn dann einer sagt, noch 5 Kilometer und man sieht die Stadt immer noch nicht, nicht mal eine Moschee oder ein höheres Haus, dann fragt man sich, ob die Stadt überhaupt gefunden werden will.



Das Hostel wollte auch nicht gefunden werden. Keine Schilder weit und breit. Nun ja, ha hilft nur ein Anruf und schon wurden wir abgeholt.

50 U$ sind etwa 10 cm Landeswaehrung


Jetzt sitzen wir hier für lächerliche 20 U$ in einer sehr zentral gelegenen Herberge in Samarqand und geniessen den freien Tag. Meine Maschine muckt ein wenig. Sie geht, wie schon früher mal, immer aus, sobald der Tank etwa zur Haelfte leer ist. Komisches Phänomen. Also stehen Servicearbeiten und ein Besuch des Basaars auf dem Programm.

In der Herberge


Ein kleiner Ausflug am Nachmittag hat uns gleich überwältigt. Ein riesiges Moscheengelände aus der Zeit um 1630 hat uns beeindruckt durch feinste Türkisarbeiten, Holzschnitzereien und Blattgoldwerk. Wenn da so eine Karawane in jener Zeit Seide, Gewürze und andere Handelsgüter aus Syrien nach Samarqand brachte, mussten die Menschen nach Wochen der Entbehrungen und der Schinderei ja mächtig erstaunt gewesen sein...  




Abends haben wir in dem Hostel die üblichen Verdächtigen an Reisenden getroffen. Oder eben doch nicht. Patrick reist mit seiner Frau Sandra und deren 3 Kleinstkindern auf Liegendfahrrädern mit Anhänger von der Schweiz nach Vietnam. Irre. Und dann sind da noch die 3 Jungs aus Basel, die hier mal eben durch die Gegend trampen, die wir mühsam mit dem Motorrad befahren haben.


Polizeistaat Uzbekistan

Seit gestern sind Heli und ich allein. Paul und Siggi haben uns verlassen, da sie einen etwas strengeren Terminkalender haben als Heli und ich. Irgendwie vermisse ich die Beiden dann schon, ich war ja fast 4 Wochen mit ihnen zusammen und wir haben wirklich tolle Sachen erlebt.

Heli und ich hatten einen lahmen Tag. Sein Ersatzteil hat er eingebaut und einen kleinen Check vorgenommen, ich habe mich im Internet Cafe um meinen Blog und spaeter um meine Waesche gekuemmert.

Nach dem Essen mit Vanessa und Glen sind wir frueh zu Bett gegangen, um am naechsten Morgen frueh an den Start zu gehen.

Von Dushanbe geht eine ganz gute Strasse durch huegeliges Land zur Grenze von Uzbekistan. Kurz vorher haben Heli und ich noch in einem lustigen Strassenrestaurant gefruehstueckt, bis ein gut deutsch sprechender Tadjike seine Aufwartung machte und uns eindringlich bat, doch Touristen in sein Land zu locken, alle Annehmlichkeiten seien schliesslich schon vorhanden... Und die Strassen? Um mal gleich mit der wichtigsten Annehmlichkeit zu starten...


Nach all den guten Erfahrungen mit Grenzen soweit war der Uebergang von Tadjikistan nach Uzbekistan ein echter Horror. Bei einer Schweinehitze mussten wir unsere Motorraeder komplett abladen, nur um sie dann sofort wieder unkontrolliert aufzuladen. Reine Schikane. Und die Uzbeken sind komplett paranoid. Die haben meinen Fotoapparat wohl 10 Mal auf verdaechtige Fotos ueberprueft, meine Pillen und meinen USB-Stick gecheckt. 3 Stunden hat der Uebertritt gedauert. Im Land dann selbst gab es vor und nach jedem Ort eine Polizeikontrolle. Alle wollen unsere Moppeds bestaunen, in den Passports rumgrapschen und uns aufhalten. Das muss man halt ueber sich ergehen lassen. Nach vielen Reisejahren in Afrika haette ich allerdings gedacht, dass das mit dem Fall der Mauer ein Ende hat. Denkste...


Ein netter Campingplatz, ein nettes Gespraech mit Heli und ein warmes Bier haben den Tag beschlossen.