Let’s Fes it. Die Aufgabenstellung sah heute vor, einen
bestimmten Pass, ein bestimmtes Minarett und eine bestimmte Quelle zu finden.
Nach unserem Etappensieg bei strömendem Regen gestern eigentlich ein
Spaziergang.
Doch nichts ist einfach auf dieser Rallye. Fes hat noch
nicht das typisch trockene Wüstenklima, das nötig ist, unsere nassen Klamotten
in einer Nacht wirklich durchzutrocknen.So sind wir denn mit mindestens
klammen, wenn nicht sogar noch patschnassen Sachen losgefahren in der Hoffnung
auf die langersehnte Wärme Afrikas. “Südlich
des Alpenhauptkamms könnt Ihr die Regensachen vergessen” ist ein Zitat, dass Rennleiter Martin
zugesprochen wurde, das aber auch so dermassen falsch war...
Die Landschaft ist grossartig. Durch kleine Berbersiedlungen
im Hochland ging es in unzähligen Serpentinen nach Süden. Mir haben sich die
Szenerien ins Gedächtnis gebrannt, wo Kinder barfuss bei niedrigsten
Temperaturen auf den verschlammten Wegen rumrannten in Ermangelung von
passendem Schuhwerk. Dieser bitteren Armut begegnen wir nun mit unseren
HighTech-Motorrädern in jedem Kaff. Ungezählte Kinderhände strecken sich uns
entgegen und sagen uns pantomimisch, dass wir ein klein wenig helfen sollen mit
einem Kugelschreiber, etwas zu essen oder ein paar Münzen. Das geht natürlich
bei dieser unüberschaubaren Menge an Bedürftigkeit nicht, was aber nichts an
dem Widerspruch unserer Fahrt durch diese erbärmlich unterentwickelte Region
ändert.
Es gibt zwei Arten von Hunden. Die einen sind die Betahunde,
verschreckte, wahrscheinlich häufig vermöbelte Köter, die keiner will und die
nur verscheucht werden. Und dann sind da die Alphahunde. Mutige, mit ihrem
eigenen Leben verteidigende Hirtenhunde, deren Aufgabe es ist, jedes Schaf in
Marokko vor vorbeiflitzenden Motorradfahrern zu behüten, und sei es, in den
Waden jedes einzelnen Fahrerbeins seine Spuren zu hinterlassen. Die waren es
eigentlich, vor denen wir uns vor der Reise geimpft hatten. Glücklicherweise
ist noch nichts passiert...
Den Pass fanden wir leicht. Bilder davon gibt’s reichlich
nur das Wetter war immer noch wie eher in Norwegen im April. Regenschauer
wechselten sich mit Nichtregen ab, temperaturmässig blieb die Veranstaltung
unterkühlt.
Das Minarett haben wir auch gleich entdeckt und dann an Ort
und Stelle einen Lunch eingenommen, einen marokkanischen Eintopf mit Gemüse und
Fleisch unserer Wahl.
An der Quelle dann haben wir schnell die Belegfotos
geschossen, weil wir schon arg in zeitlichem Verzug waren. Ausserdem wurden die
Strassen durch Regen und Schlamm immer schwieriger zu befahren.
Abends im Hotel bei der Ankunft in Midelt haben wir uns von
den anderen Teilnehmern berichten lassen, wie ihr Tag so war. Wolfgang hatte
einen mittelschweren Sturz mit angeknachster oder wenigstens geprellter Rippe.
Seine Maschine hat nun keinen Blinker mehr und keinen Rückspiegel.
Wie immer haben wir das Aufprallen auf dem Kopfkissen nicht
mehr bewusst wahrgenommen.
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