Die Nacht von Cullera brachte einige Kuriositäten mit sich.
Martina hatte mich mehrfach angestossen und damit geweckt, weil sie mich für
den Schnarcher hielt, anstatt Marco, der 2 Meter weiter in seinem Unterstand
das Gaumensegel gehisst hatte. Damit wurde die Nacht für mich zu einer sehr
oberflächlichen Angelegenheit.
Der Tag begann erstmal mit dem morgentlichen
Navisynchronisieren. Nicht, dass das einfach gemacht wird und dann ist Ruhe für
den Tag... da kann man weitaus mehr Zeit mit verbringen, als anschliessend
gefahren wird.
In Andalusien wird weitaus mehr angebaut als nur Olivenbäume
oder Getreide. Strom zum Beispiel auch. Ungezählte Windräder wandeln Luft in Volt
um und die quadratkilometergrossen Sonnenkollektorfelder machen aus unserem
nächsten Fixstern Strom. Gerissen, die Jungs hier...
Burgen in unterschiedlicher Unversehrtheit künden ein aufs
andere Mal von Zeiten, wo Wenige viel hatten und immer mehr wollten, die Fürsten
und Grafen nämlich, und Viele nix hatten und ihrem Lehnsherren davon auch noch
das meiste abgeben mussten... Tsss, ist ja geradezu genauso wie heute...
Abends haben wir dann den Tag beim Italiener in Aguilas
ausklingen lassen. Genaugenommen sind wir in unserer Suite für sechs Personen
beim Briefing für den nächsten Tag praktisch bewusstlos geworden vor
Erschöpfung.
Am nächsten Tag ging es erstmal in die falsche Richtung,
weil die Navis mittlerweile die Herrschaft über unser autonomes Denken
übernommen hatten. Interessant, wie lange es in einer Gruppe von immerhin 6
Leuten dauert, bis sich einer traut, die Kompetenz der kleinen GPS-Teufel anzuzweifeln und den Jahrtausende alten Vorläufer,
den Sonnenstand, zu Rate zu ziehen...
Durch kleine andalusische Hochlandsträsschen ging es dann
nach Granada. In der Nähe lag der Pico
de Veleta. Über 3000 Meter hoch sollten wir ihn überfahren, was uns Mordspunkte
eingebracht hätte. Blöd nur, dass eine Schranke den Weg versperrte. So mussten
wir die Piste wieder zurück fahren. Gewundert
hat uns eigentlich nur, dass einige der Rallyeteilnehmer glaubten, diese
Sperrung gelte ausgerechnet für sie nicht. Die fatale Folge war, dass ein
Kandidat seine Maschine in einer Schlucht versenkte. Glücklicherweise war ihm
nichts passiert, die Rallye ist für ihn allerdings vorbei.
Also auf nach Granada. Die Aufgabenstellung der Rallyeleitung sah ein
Bild vor mit der Alhambra im Hintergrund und uns mit Motorrädern davor. Gar
nicht so einfach, weil wir den richtigen Standort dafür einfach nicht finden
konnten. Aber wir sind zäh und haben doch noch ein passendes Foto geschossen.
Der Morgen danach stand ganz im Zeichen von Andreas, Marcos
und meiner Frühfahrt nochmal zum Pico, diesmal auf der anderen geteerten Seite,
in der Hoffnung, jetzt wenigstens bis zum Gipfel fahren zu können. Nix da. Wieder
gesperrt. Also zurück zu den Anderen und ab dafür nach Algeciras, dem Fährhafen
nach Tanger Med in Marokko. Die Fahrt war unspektakulär. Starke Winde wurden
prognostiziert, die dann aber ausblieben. Die Temperaturen lagen jetzt ein
wenig über 20 Centigrade. Und das, obwohl wir eine Woche vorher schon in so
etwas wie der spanischen Bildzeitung mit einigen Hitzetoten angebrüllt wurden.
Das Ausschiffen aus Europa nach Afrika gestaltete sich
äusserst übersichtlich. Sicher war die Wahl des Wochentages, nämlich der
Samstag, ein Grund für die merkwürdige Zurückhaltung jeglicher Reiseaktivitäten
bei Christen aller Konfessionen, war das doch auch der Tag vor Pfingsten. Und
dem Moslem war’s eh egal.
Die 14 Kilometer, die die Strasse von Gibraltar an ihrer
engsten Stelle misst, waren schnell zurückgelegt und die gefürchtete Einreise
nach Marokko war in wenigen Minuten erledigt. Da kannste mal sehen. Während wir
früher bei unseren Autoschiebereinreisen wichtige Lebenszeit vor noch
wichtigeren Zöllnern verbrachten, ist das heute eine Sache von ein paar
Augenblicken und gut is.
Ein Hotel war schnell gefunden und es spricht für die
Flexibilität des Managements, dass sie auch immer gleich eineinhalb Dutzend
Motorradfahrern Herberge bieten konnten.
Wo es doch die ganze Nacht wie aus Kübeln gegossen hatte...
Heute sind wir dann auf kleinen Strassen durch den Norden
von Marokko gezuckelt und haben uns ein Klischee nach dem anderen gegeben.
Schafherden, Rifgebirge, Strassenschilder in ausländisch usw. Den ganzen Tag
dachten wir, es würde regnen, haben wir doch immer in der Nähe dunkelste Wolken
aus Westen auf uns zukommen gesehen. Am Etappenziel in Fes dann gab der Himmel
wirklich alles. Wir standen eine halbe Stunde in diesem Wolkenbruch, bis wir
uns trotzig auf den Weg zum Hotel machten. Dabei sind wir durch bis zu 30 cm tief
überschwemmte Strassen gefahren, bis nun
wirklich alles komplett nass war. Jetzt wollen wir mal sehen, was eine
Klimaanlage im Hotelzimmer an Wasser wegtrocknen kann. Morgen soll es nämlich
wieder gallern und trockene Stiefel wären schon toll...
Jetzt bist Du gerade noch an der roten Karte vorbeigeschrappt. 4 Tage kein Blog, Jörg's Tracker läuft auch nicht mehr, willst Du uns arme Daheimgebliebene auch im Regen stehen lassen?
AntwortenLöschenDer Pico de Veleta ist schon seit 2011 gesperrt, schwache Rallyeplanung. Aber ihr gleicht das wieder aus und gebt alles, super! Bestimmt gibt es zur Belohnung bald 35°C (schwitz...). Bild der Alhambra musst Du noch tauschen. Voller Neid ..... Uwe