Die Rallye ist nun vorbei und das gibt uns erste
Gelegenheit, mal ein wenig Sightseeing zu machen.
Das, was wir da von
Marrakesch gesehen haben, war eher eine Mischung aus Las Vegas und Vechtaer
Stoppelmarkt. Kleine Äffchen schlagen Purzelbäume, Schlangen würgen
Touristenhälse. Marokkanische Folkloregruppen trommeln und Konditoren bieten
Honigwerk feil. Und wehe, der gemeine Tourist kauft nichts, sondern schaut nur
und fotografiert hier und da ein Bildchen zur bleibenden Erinnerung an Marokko,
“wie es wirklich ist”, dann ist flugs einer da, der das auch noch bezahlt haben
will.
Traumquoten in Sachen Auslastung haben die Restaurants kurz vor
Sonnenuntergang auf ihren Dachterassen. Ist aber auch schön. Dabei kann das
Essen praktisch so mies sein wie es will, so wie in unserem Fall zum
Beispiel...
Das Handeln um den besten
Preis ist seit Jahrhunderten psychologische Kriegsführung. Wer da nicht
wirklich auf zack ist, hat schon verloren und kann zu Hause nicht wirklich mit
einem Schnäppchen angeben.
Und wer partout nichts kaufen will, weil er, wie wir
Motorradfahrer, einfach keinen Platz für ein feinziseliertes 6-Personen
Teeservice oder einen 5x4 m grossen, von kleinen Kinderhänden geknüpften,
Teppich hat, der muss schon im Vorfeld seine Nichtabsicht grob genug vertreten,
um ernst genommen zu werden.
Was ich hier ein wenig flapsig vielleicht beschrieben habe,
gilt übrigens für wohl alle Touristenmetropolen weltweit. Man muss eben Bedarf
wecken mit dem, was es in der Region gibt.
Interessanterweise hat eine Weltfussballauswahl ausgerechnet in Marrakesch ihr Trainingscamp
bezogen. Und alle schlendern genau über den Platz, wo wir gerade eine Coke schlürfen.
Messi, Reus, Ibrahimovic, Ribery, Bale, Casillas, Ronaldo, Rooney, Pirlo und noch
viele andere Ballkünstler habe ich getroffen. Als ich dann Luca Toni traf, bin
ich allerdings ins Grübeln geraten. Und siehe da, die jungen Leute haben nur
die Trikots ihrer Vorbilder spazieren getragen.
Wer glaubt, Mercedesse der Baureihe W123, gebaut zwischen
Mitte der ‘70er bis Mitte der ‘80er Jahre, seien nur was für
Oldtimerafficionados, findet hier reichlich Nahrung für Gegenargumente. Hier
fahren noch Tausende davon rum als Taxen. Da hat japanische Massenware einfach
keine Chance.
Und wo wir gerade bei Verkehr sind... in dem kleinen Örtchen
Bohmte in Niedersachsen gibt es dieses
wahnsinnig innovative Verkehrskonzept “Shared Space”, welches vor etwa 5 Jahren
damit weltberühmt wurde, dass ein Kreisverkehr ganz ohne Leitlinien, Schilder
und Ampeln auskommen muss, damit sich alle Verkehrteilnehmer vom 40-Tonner bis
zur Oma mit dem Kinderwagen der Enkeltochter auf Augenhöhe begegnen. Stand
sogar in der Washington Post. Gibt’s hier an jeder Strassenkreuzung. Jeder
macht, was er will. Pferdefuhrwerke, Busse, Fussgänger, Moppedfahrer, Autos
über Autos, sogar in Gegenrichtung... alles dabei und keine erkennbaren
Verkehrsregeln. Und wo ist jetzt die Weltpresse?
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