Marokko 2015 Motorradrallye

München +++ Monaco +++ Marrakesch

Montag, 26. September 2011

Ende einer Dienstfahrt



Naturlich waren Wolle und ich die Ersten, die auf dem Jugendzeltplatz in der Rhoen eintrafen. 15 Minuten vor der angepeilten Zeit von 20:oo h standen wir vor verschlossenen Tueren, ein Anruf bei Taddo hat uns allerdings zum Schluessel gefuehrt und dann ins Warme.

Was auf unserem Jahrestreffen nun alles besprochen wurde, geht aus den Protokollen hervor und tut hier auch nichts zur Sache.

Schoen war, dass Heli uns einen kleinen Bildervortrag gehalten hat ueber die Zeit von Almaty bis Bukhara und mich noch einmal hieingezogen hat in meine juengste Vergangenheit.
 

Am Sonntag musste ich nun zum wiederholten Male Abschied nehmen von meinen Freunden und von Wolle, und ich musste der Realitaet ins Auge sehen, dass mit der Einfahrt nach Berlin ein neues Kapitel im Buch meines Lebens geschrieben werden wird.

Ein wenig stolz war ich schon, als mir der Berliner Baer auf der Avus entgegen sprang, darauf, die etwas ueber 36.000 km so voellig unbeschadet ueberstanden zu haben, ohne Unfall, ohne Umfaller, ohne Diebstahl und nur mit geringen Reibungsverlusten an Kameras und anderem Equipment.

Damit endet meine Geschichte von der wohl laengsten Rueckreise von der Arbeit nach Hause.

Wer mehr ueber die Reise und ihre Vorbereitung in Erfahrung bringen moechte, oder Anregungen und Kritik loswerden moechte, kann mich unter

HPauls2000@verizon.net

gern persoenlich ansprechen.






Sonntag, 25. September 2011

Ungarn und die Slowakei

Do, 22.09.


Von Budapest aus sind wir über Kleinststrassen nach Norden gefahren. Ich habe mich sehr wohl gefühlt in der Gruppe. Einfach mal hinterher fahren können ohne die Führung übernehmen zu müssen, einfach nur folgen und gelegentlich ein Bildchen hierhin, dann dorthin schiessen...



Was natürlich auch heisst, dass ich keine Ahnung hatte, wo wir eigentlich waren. Einmal sind wir mit einer Fähre über die Donau übergesetzt, ein anderes Mal waren wir auf der Suche nach dem geografischen Mittelpunkt Europas. 


Das gestaltete sich aus mehreren Gründen schwierig. Zum einen hatte Marianne, die Frau und Sozia von Marco, nun so gar keine Lust, hinten auf dem Motorrad über schwierigstes Geläuf mitzufahren, ganz gleich, ein wie sicherer Fahrer Marco auch sein mag, zum anderen frage ich mich, wer hat das denn berechnet und wann?  Ist Kasakhstan nun Europa, weil es auch in der UEFA ist? Und Israel? Egal, wir sind diesem Punkt jedenfalls ganz nah gewesen, und wenn die Strasse etwas besser gewesen wäre, hätten wir da auch das Gruppenfoto geschossen.


Trotzdem fand ich die wenigen Tage wie Balsam für meine geschundene Seele. Meine geliebte Martina an meiner Seite, mein Bruder Wolfgang immer in der Nähe, von Marco hervorragend ausgesuchte Strecken durch den Südosten der Slowakei mit ihren Rolling Hills und dem Geruch von umgegrabener Erde nach der Ernte. Ein Motorrad ohne Mucken und abends nette Pensionen mit gutem Essen und reichlich Bier. Dazu überaus netten Gesprächsstoff... was will man mehr...?


Meine Unkenntnis über die geografische Grosslage hat Wolle und mir einen echten Schreck versetzt, als wir feststellten, dass wir noch 1.200 km bis zum Treffen mit anderen Freunden - lange geplant und Wolle ist 1. Vorsitzender des Vereins - zu fahren hatten und so haben wir uns ein wenig überstürzt von den Anderen verabschieden müssen und sind immer Richtung Westen gefahren, um einigermassen rechtzeitig am Freitag in der Rhön zu erscheinen.


Glücklicherweise hatten wir noch Lebensmittel, Chips, Schokolade, Bier und Wein und so stand unserem Abschiedscampen nichts im Wege.

Mittwoch, 21. September 2011

Familienzusammenführung, Teil 2


Die Saga der Familienzusammenführungen nach so einer Reise nimmt natürlich nie ab. Gut so.

In den letzten Tagen haben Wolle und ich es uns nochmal so richtig gegeben. Auf dem Weg zum Balaton See haben wir zur Schlafplatzsuche einen extrem steilen Berg mit Ross und Reiter erklommen, weil die Region ja entweder sehr bergig oder eben bewohnt ist. Wolle dachte da schon, dass sei das Schwierigste, was ihm bis dahin untergekommen war. Pustekuchen.

Am nächsten Morgen war die Strasse, die wir fahren wollten, gleich gesperrt, weil ein Bautrupp zur Strassenverbreiterung künstliche Steinschläge produziert hatte mit diesen Riesenmeisseln am Bagger. Habe ich ja ausfuehrlich drueber berichtet.

Unser Ehrgeiz wollte uns bis ganz zum Balaton führen. Blöd nur, dass es abends immer früher dunkel wird und ab 19:oo h die Finsternis die Oberhand gewinnt über Licht und Schatten. Kurz vor unserem Ziel gab es einen Unfall mit Vollsperrung. Ein Umweg führte über einen Feldweg, der den Pisten in der Mongolei alle Ehre gemacht hätte. Nur war dieser hier etwa 5 Km lang. Und aus purem Sand. Das war mieses Fahren hoch zehn...

In der Pension am See konnten wir bei gutem Futter in komfortablen Betten unsere Akkus aufladen. Tags darauf hat uns eine interessante Realität vor ein echtes Problem gestellt: die Camping Saison endet hier Ende August, obwohl die Temperaturen noch in sommerlichen Bereichen lagen. Jeder Platz war geräumt und Schilder luden fürs nächste Jahr ein. Als ob wir vor dem Tor solange warten wollten...

Ein von einem Bruderpaar aus Deutschland geführter Campingplatz hat für dieserart enttäuschter Kundschaft einen einfachen, aber sehr sauberen Platz aufgemacht. Unsere Rettung. Nachzuschauen unter www.h-r-camping-balaton.de. Und die haben bis Ende Oktober geöffnet. Dass es in der folgenden Nacht  gestürmt und gegossen hat und unser Material auf Herz und Nieren getestet wurde, dafür können die wirklich netten Besitzer nichts...

Heute ist der grosse Tag. Ich werde Martina wiedertreffen, die ich wirklich schon sehr vermisse, ohne die ich nicht mehr so lange verreisen möchte. Natürlich sind Wolle und ich um exakt 2 Minuten nach 15:oo h am vereinbarten Treffpunkt gewesen, aber nur, weil eine Baustelle an der Zufahrt uns zu diesem kleinen Umweg gezwungen hat. Und wer war nicht da? Martina und die Südamerika-Connection. Sind aber eine halbe Stunde später eingetrudelt. Martina, Marco und Marianne, Hans, Andrea und Jörg, bogen um die Ecke, und mein Herz tat einen Freudenhüpfer. Trotzdem muss ich ja mal sagen, dass mein Anfahrtsweg von fast 35.000 km so eine Punktlandung nicht direkt selbstverständlich macht. Und wie ich mich gefreut habe über die Escorte nach Hause und über die Familienzusammenführung mit meiner Frau. 


Jetzt sind wir in einem Hotel und lassen uns unter Marcos Führung nachher die Schönheiten der Region zeigen.    

Montag, 19. September 2011

Der Balkan

Wolfgang in der Flaeche, wie er immer sagt...

Auf dem Campingplatz südlich von Dubrovnik trafen wir am letzten Tag Judith und Daniel. Daniel singt in einer Band in Berlin und hat sich interessiert unsere Geschichten angehört. Hoffentlich haben wir die beiden mit unseren Stories nicht einfach nur zugetextet...
Daniel und Judith aus Berlin

In der Nacht mussten wir uns gegen unverschämte Wohnmobilbesitzer zur Wehr setzen, die uns bis auf einen Meter auf die Pelle gerückt waren, obwohl doch etwas mehr Platz dagewesen wäre. Immerhin ist einer der beiden Deppen mit seinem Ungetüm verduftet, sodass wir wieder einen Fluchtweg hatten, sollte da mal eine Gasflasche hochgehen oder so...

ein bisschen sehr knapp geparkt...

Dubrovnik

Dubrovnik selbst ist nur aus der Ferne pittoresk. Wie die grossen Kreuzfahrtschiffe oder Windjammer da so im Hafen der Altstadt liegen, sieht schon sehr schön aus. Wenn man dann allerdings selbst mit diesen Massen von Touristen durch die engen Gassen gespült werden soll, nein danke. Die sollen sich mal alle von lokalen Hütchenspielern verarschen lassen, wir sind nach dem Verzehr von Pizza und Bier fluchtartig Richtung Ungarn abgezischt.

Auf der Fahrt zum Balaton See gingen mir die komischsten Gedanken durch den Kopf. Wie kann es sein, dass die Ungarn, die ja mal eine Zeit lang in einer Art WG im Hause Europa mit den immerhin deutsch sprechenden Österreichern lebten, ihre Ordnungshüter nicht Polizei oder Police oder so ähnlich nennen? Und man erst, wenn man die Radarpistole oder die Kelle gesehen hat, weiss, dass die Cops hier Rendoerseg heissen... Und obwohl sie das Gulasch erfunden haben, heisst es nicht so und auch nicht wenigstens  Schaschlik, sodass es von Vladivostok bis zur Adria zu verstehen ist, sondern Pörkölt.
Achtung: Steinschlag

Wenn man durch Bosnien fährt, fällt auf, dass der Serbe aus Banja Luka frohlockt, weil das Buchstabenkürzel in kyrillischer Schrift auf dem Nummernschild seine nationale Identität stärkt. Der LKW-Fahrer aus Belgrad muss, will er Serbien verlassen, lateinische Buchstaben vorweisen, sonst versteht ihn ja ausser den Bulgaren keiner.
Kyrillisch wurde von ethnischen Hardlinern uebersprayed

Der Rumäne hat sich im Kreise der sowjetliebenden Brüder auf dem Balkan gut getarnt. Lateinische Schrift und eine Sprache, die fast als italienisch durchgehen kann, geben dem Touristen ein Gefühl, als sei alles in Ordnung. Ein –escu oder –sti angehängt und fertig ist die Laube. Wenn da nicht die Securitate gewesen wäre, die bis 1990 Leute ausspioniert und Oppositionelle gefoltert oder gleich ganz um die Ecke gebracht hätte. Doch halt: wieder 15 Jahre früher gab’s das ja auch noch in Portugal, Spanien und Griechenland, und die Türkei ist, was Frauen Vermöbeln und Meinungsfreiheit angeht, immer noch nicht viel weiter...

Serbien und Kroatien scheinen Touristen auch schon mit ihren Namen in Landessprache vergraulen zu wollen. Das ungewohnte Weglassen einiger wichtiger Vokale in Srpska und Hrvatska hört sich eher wie eine Drohung denn wie eine Einladung an...
Nachtfahrt zum Balaton

Ich glaube ja tatsächlich, dass in jedem von uns in dem DNA-Leiterchen ein paar Gene verblockt sind, die Aggression, Mordlust, Tötungsabsicht, vielleicht zum Schutz unserer Familien oder als Überlebensmechanismus aus grauer Urzeit beinhalten. Und nur die überwältigende Anzahl von Genen mit guten Eigenschaften kontrollieren diese paar Rowdies in uns. Wie ist aber zu erklären, dass die Amis, die so langsam und meist defensiv fahren, etwa alle Strassenschilder westlich des Mississippi zerschossen haben und damit andeuten wollen: Vorsicht, wir können auch anders, und der Bewohner eines Landes, in dem noch die Blutrache gilt, wie Albanien, oder die die Geschehnisse auf dem Amselfeld als Grund ansehen, fieseste ethnische Greueltaten zu begehen und Waffen in schwindelerregender Zahl vorhanden sind, alle Schilder heile lassen, und das Auto den Part übernommen hat, der sagt: Vorsicht, nicht mit uns...?
...und immer leidet die Zivilbevoelkerung...

Nur wer eine Weltreise macht, wird auf dem langen Weg zum Politiker, Historiker und Darwinisten. Oder glaubt Ihr, ich hätte mir diese Gedanken auf dem Flug von Washington nach Frankfurt gemacht?

Donnerstag, 15. September 2011

Deja Vu der harten Art

Mostar heute
Die wiedererbaute Stari Most in Mostar


Unsere Reise durch das ehemalige Yugoslawien ist entspannt und macht bei herrlichstem Wetter wirklich nur Spass.
Noch heute sind die zerschossenen Strassen nicht repariert

Bis die ausgebrannten und zerschossenen Häuserreste ein Ignorieren nicht mehr zulassen. Ich habe Bauschschmerzen bekommen beim Anblick dieser Szenerie, war ich doch vor etwa 15 Jahren Zeitzeuge der damaligen Geschehnisse. Plötzlich ist wieder der ganze Horror, die Tränen der Betroffenen, der Gestank nach Gummi, Holz und Fleisch, das dumpfe Grollen der Panzer, die Detonationen der Geschütze in diesem wahnsinnig unnsinnigen Bruderkrieg vor meinem geistigen Auge vorbeigezogen.
Die Wunden des Buergerkrieges sind allgegenwaertig

Einher damit geht die nicht unwichtige Tatsache, dass das Filmen dieser Tragödien meine berufliche Karriere so massgeblich gefördert hat, dass meine Reputation sich da gebildet hat, und das nur, weil die Laune der Weltgeschichte gerade diesen Balkankrieg zu einer für mich günstigen Zeit im Angebot hatte...

Aber dass ich heute noch unter diesen Eindrücken zum Teil leide, ist eher kein Thema...

Bruder Wolfgang hat mich denn auch gefragt, warum ich das denn damals gemacht habe und nicht, wie die meisten meiner Kollegen, abgelehnt haben, in Krisengebieten zu drehen, und ich wusste einfach keine Antwort. Vielleicht, weil der Reiz der Gefahr gelockt hat, oder die Aussicht, sich einen Namen zu machen, oder ganz einfach, weil es natürlich auch finanziell sehr lukrativ war. Ich weiss es nicht genau, vielleicht ist alles davon wahr.

Und irrerweise würde ich es heute genauso machen wie damals, auch wenn ich weiss, welches Leid für die Betroffenen damit verbunden ist, sei es in Krisengebieten, bei Naturkatastrophen oder persönlichen Schicksalsschlägen... Ich bin halt Kameramann.

Morgen fahren wir nach Dubrovnik und geben uns ein wenig Kultur.

Dienstag, 13. September 2011

Familienzusammenfuehrung

mein Lager in Griechenland


Meine Urlaubswoche ist vorbei. Griechenland war die Erholung, die ich gebraucht hatte. Ich bin im warmen, kristallklarem Wasser geschwommen, habe morgens so lange geschlafen, bis die Sonne einen weiteren Verbleib im Zelt unangenehm gemacht hat. Und habe natürlich meinen obligatorischen Sonnenbrand bekommen.

Ernst
Annemarie
Meine Nachbarn aus der Schweiz haben mich adoptiert und mir abends gern mal selbstgebrannten Kirschschnaps kredenzt. Und wenn das noch nicht gereicht hätte, wäre da noch Metaxa, Ouzo und anderer Sprit gewesen. War eine kurzweilige Zeit mit Ernst und Annemarie, Rudi und Heidi.

Meine Verabredung mit Wolfgang an der Grenze Ungarn/Rumänien wollte zur Stunde eingehalten werden. Deshalb mochte ich aber trotzdem nicht auf kleine Landsträsschen und sogar eine Fähre über die Donau verzichten. Autobahnen sind und waren tabu.


So bin ich denn auch 45 Minuten zu spät zu meinem Rendezvous gekommen, bei einer Anfahrt von 32,600 km nicht wirklich unpünktlich, oder? Und da stand Bruderherz Wolle und sagte “Tach”. Flugs waren die ersten Schnitzel vertilgt und ein paar Biere runtergekölbt und alles war gut.

Bruder Wolfgang auf BMW F 650 GS Dakar

Jetzt sitzen wir hier im Maisfeld und freuen uns auf die vor uns liegende Woche, in der wir zur Adria wollen, nach Dubrovnik und vielleicht Albanien.

Maisernte in Rumaenien


in Szeged/Ungarn

Freitag, 9. September 2011

Resümee


Jetzt, wo ich hier so am Strand liege und vor mich hinschimmel, könnte ich eigentlich auch ein kleines Fazit ziehen. Was wollte ich, was habe ich erreicht, was hätte man besser machen können, was würde ich so nicht mehr machen...

Ich wollte von Washington nach Berlin mit dem Motorrad fahren und nicht, wie viele meiner Kollegen vor mir, in ein Flugzeug steigen und 9 Stunden später das Kapitel “Leben und Arbeiten in den USA” für immer zuschlagen. Ich bin zwar noch nicht ganz daheim, aber im Grossen und Ganzen habe ich das geschafft. Besonders stolz bin ich darauf, dass ich un- und umfallfrei geblieben bin, obwohl eine ganze Menge anderer Verkehrsteilnehmer mich in ihr Beuteschema aufgenommen hatten... Und obwohl die Strassenverhältnisse auch ein anderes Ergebnis hätten vermuten lassen. Neben meiner Erfahrung ist das auch dem Motorrad zu verdanken, das leicht genug ist, dass ich es noch ohne Schwierigkeiten manövrieren kann. Von grösseren Pannen bin ich auch verschont geblieben, Reifenpannen hatte ich auf 32.000 km gar nicht. Ansonsten hatte ich eben auch mächtig Glück.

Was habe ich nicht erreicht? Gute Frage. Ich bin von Reisenden, die mit mir ein Stück des Weges zusammen gefahren sind, ermuntert worden, doch mal hierhin und dorthin, in jenes Tal oder zu jenem See zu fahren. Das habe ich nur dann gemacht, wenn die Attraktion wirklich an meinem Weg lag. Ich fand die Strecke zum Teil so aussergewöhnlich beschwerlich, dass ich mir weitere Belastungen nicht noch zumuten wollte. Das muss auf einer anderen Reise geschehen, vielleicht mit einem Landrover oder  einem Mercedes G, die man abschliessen kann, die nicht so leicht einsanden, die nicht so leicht umfallen, die nicht so leicht abgedrängt werden können und die Proviant und Sprit in fast unbegrenzter Menge mitführen können. Für mich war der vermeintlich leichteste Weg der schwierigste. Und wenn ich sehe, wie es meinem Freund Uwe ergangen ist, und Paul, den ich unterwegs traf und dem Ami, dessen BMW vier Rahmenbrüche aufwies und all die anderen, die nicht mein Glück der Unversehrtheit für Mensch und Maschine hatten, denke ich, meine These stimmt.
Martina

Ich hätte mir allerdings gewünscht, die gesamte Reise mit einem Partner zu machen. Die Abschnitte mit Martina und später mit Helmut waren eindeutig die besten. Ich konnte mich austauschen über Gesehenes und Erlebtes, konnte um Rat fragen und Rat geben, konnte Verantwortung an den jeweils anderen abgeben. Ein insgesamt schönes Gefühl. Ausserden liegen die beiden sowas von auf meiner Wellenlänge... Mit Uwe fing es gerade an, richtig gut zu werden, als ihn der Unfall ereilte. Mit Bridget und Graham habe ich mich auch sehr gut verstanden. Völlig unaufgeregt, ohne Zeitstress, gondeln die beiden durch die Weltgeschichte in ihrem Toyota SUV. Mit ihnen hätte ich mir ein gemeinsames Fahren durchaus vorstellen können, weil ich dann das eine oder andere Gepäckstück in ihrem Wagen hätte unterbringen können. Und Siggi aus dem Innsbrucker Umland hat mich auch beeindruckt. Ein supernetter, teamfähiger Zeitgenosse, der zu Heli und mir passte, wie angegossen. Und zu guter letzt habe ich mich noch sehr gut mit Joss aus der Gegend von München verstanden. Eher aus der intellektuellen Ecke kommend, aber das tut mir auch mal ganz gut. Alle anderen, die ich noch getroffen habe, trugen ebenfalls zu meinem Wohlbefinden und Gelingen meiner Mission bei. Manchmal war es nur ein einziges Gespräch, das den Ausschlag gab. Da hat mir einer den Tipp gegeben, dass ein Steinchen den Ventilator blockiert haben könnte,  und das war es dann auch. Oder die beiden Schweizer auf ihren BMW’s. Oder Andreas und Claudia Hülsmann, oder Resi aus Dresden. Oder Paul. Oder Vanessa und Glen aus Australien...
Helmut

Was hätte ich anders machen sollen? Martina und ich sind zu früh im Jahr gestartet. Der Trans America Trail war wegen des aussergewöhnlich langen Winters nicht wirklich befahrbar. Andererseits hätte ich später im Jahr in Zentralasien Probleme mit dem Wetter haben können, im September kann es im Pamir schon wieder schneien... Die vertrackte Visabeschaffung und dann das sklavische Einhalten all dieser Termine in Asien hat mich schon sehr unter Zeitdruck gesetzt, Helmut und Uwe natürlich auch. Ich hätte die Visa vielleicht jeweils vor Ort besorgen sollen, was auch geht und was die Reise wesentlich entschleunigt. Da aber der Trip mit meinen beiden Mitstreitern geplant war, kam das nicht in Frage. Die Antwort lautet also: nichts.

Uwe
Siggi

Zu meiner Ausrüstung: am Anfang in Washington war ich reichlich überladen. Ich hatte Dinge dabei, die ich im Leben nicht brauchen würde. Aber da geht es mir wie ungezählten Vorgängern auch: abspecken und Pakete nach Hause schicken. Haben wir in Los Alamos auch gemacht, ich bin dann nochmals in Seattle  durch meine Sachen gegangen und habe mich von allem getrennt, was ich noch nicht angefasst hatte bis dahin, mit Ausnahme des Werkzeugs.

Mein Zelt ist Weltklasse. Klein und leicht und doch gross genug für mich und all mein Gepäck. Ausserdem ist es wasserdicht und in 5 Minuten aufgebaut. Das kann nur Olle mit seinem Schmeiss-in-die-Luft-Zelt schneller. 

Ich hatte einen klitzekleinen Gaskocher dabei, Gaskartuschen gab es sowohl in Korea als auch in Almaty. Kochtöpfe hatte ich glücklicherweise Martina mit nach Hause gegeben, gekocht hätte ich eh nie. Und für den Morgenkaffee hat meine Ausrüstung allemal gereicht. 

Mit der Term-a-Rest Matratze bin ich vollauf zufrieden, mit dem Schlafsack auch. Das alte aufblasbare Kissen war besser, weil rutschfester, das neue ist dafür noch einen Tick leichter. 

Eine Wohltat ist mein Klappstuhl. Ist leider nicht besonders leicht oder klein, aber wie toll in ihm zu sitzen nach einem harten Tag auf dem Motorrad... 

Die Gitarre kommt immer wieder mit. Ich habe es allerdings nach vielen Jahren endlich geschafft, sie kaputt zu kriegen. Ein langer Riss durch den Resonanzkörper macht die Taylor zwar unansehnlich aber nicht unbespielbar. Glück gehabt. Der Riss ist übrigens durch Vibrationen auf der Piste entstanden...

Mit meiner Fotoausrüstung bin ich grundsätzlich auch sehr zufrieden. Das Stativ habe ich allerdings nicht ein einziges Mal ausgepackt. Die Nikon D300 war meine Back-up Kamera für die Nikon D5000. Die hat bis vor ein paar Tagen ausgezeichnete Dienste geleistet. Dann habe ich allerdings die Batterie verloren, weil sich das Batteriefach geöffnet hat und der Deckel abgebrochen ist. Für Schnappschüsse hatte ich die Nikon Coolpix 4100, 5100 und 6100 dabei. Und die kleinen Kameras haben es wirklich gebracht. Ich war immer ganz nah dran am Geschehen, einfach mit einer Hand pointen und shooten. Die Tamron Objektive hielten der Belastung durch Vibration, Sand und Staub und Feuchtigkeit nicht wirklich gut stand. Ich hatte immer einen grossen Fotoapparat um den Nacken hängen, um jederzeit schussbereit zu sein und nicht erst mühsam die Kamera aus einem Rucksack schälen zu müssen. So lange wartet kein lebendes  Motiv...

Mein Motorrad war fast optimal ausgerüstet. Ein etwas besser Kettenschutz wäre sehr nützlich gewesen. Ich hatte einen Scott Oiler eingebaut, der die Lebensdauer von Kette, Kettenrad und Ritzel erheblich verlängert. Allerdings landet auch nicht unerheblich wenig Öl auf dem gesamten Heck der BMW. Das versaut Gepäck und Hände. 

Und ein auswaschbarer Luftfilter wäre optimal gewesen. Der Ersatz-Papierfilter hat jedenfalls die anfallenden Staubmengen nicht bewältigen können.

Ich habe es tatsächlich fertig gebracht, die vordere Felge zu verbeulen. Ich hatte vorher schon überlegt, ob eine Ersatzfelge aus dem Zubehör nicht sinnvoll wäre... BMW scheint da das Vorderrad eindeutig unterdimensioniert zu haben.

In Kasachstan ist Öl aus dem linken Stossdämpfer durch einen eingerissenen Dichtring ausgetreten. Den konnte ich glücklicherweise in Almaty günstig bei einer wirklich guten Fachwerkstatt reparieren lassen. 

Das Lenkkopflager scheint auch ein wenig unterdimensioniert zu sein. Ich hatte um die Mittellage bereits ein Knacken festgestellt und dann eine provisorische Eigenreparatur vorgenommen. Dazu habe ich das Lager ausgebaut und so verdreht, dass das Knacken jetzt rechts aussen stattfindet. Ausserdem habe ich  neues Fett eingefüllt und das Lager stärker angezogen. Hat bis jetzt gehalten.

Das Gepäcksystem von Touratech hat zu keiner Zeit Anlass zu Kritik gegeben. Simpel und robust, so müssen Koffer und Träger sein.

Beeindruckend sind auch das Xenonlicht und der Nebelscheinwerfer.

Der Tankrucksack hat voll zufrieden gestellt, einzig die Reissverschlüsse der kleinen Seitentaschen haben frühzeitig ihren Geist aufgegeben.

Die Sitzbank von Touratech hat mich nicht so sehr erfreut. Das Obermaterial ist nicht rutschfest und die Sitzausformung lässt eine Veränderung der Sitzposition nicht zu. Ich werde beim nächsten Mal wohl auf einen Luftpolster-Sitz aus den USA zurückgreifen oder mir einfach ein Schaffell unterlegen...

Von diversen anderen Zulieferern stammen Kühlerschutz, Lampenschutzgitter, Ölwannenschutz, Gepäckbrücke, Fussrasten, Lenkererhöhung und Sturzbügel. Alle Produkte haben ihren Zweck wirkungsvoll erfüllt.

Besondere Erwähnung verdient noch das Fahrwerk mit Öhlins Komponenten. Zu keiner Zeit war das Fahrwerk den härtesten Anforderungen nicht gewachsen, ein Durchschlagen der Federung hat es nie gegeben.

Mit dem GPS von Garmin, dem 60 CSx, war ich sehr zufrieden. Uwe hatte mich kurz vor Beginn der Reise noch mit allem Kartenmaterial versorgt, und das war in Verbindung mit guten Landkarten genau der richtige Mix.

Mein SPOT Tracker hat seinen Dienst sehr zuverlässig verrichtet. Gut natürlich, dass ich die Notfallfunktionen nie in Anspruch nehmen musste.

Und nie wieder reise ich mit dem Motorrad ohne das Camelbak Trinksystem. Ich kann während der Fahrt immer wieder mal einen Schluck Wasser zu mir nehmen und muss nicht dauernd anhalten und mühsam eine Flasche abschnallen...

Ein Handy, mit dem ich zumindest SMS verschicken kann, ist auch sehr nützlich. Mein Notebook mit WiFi Funktion kommt ebenso immer wieder mit. Mein Billiggerät hat alle Rütteleien klaglos überstanden. Als Entertainmentgerät hatte ich noch einen iPod dabei mit einigen Hörbüchern drauf, dazu sehr gute Shure Ohrstöpsel und mein amerikanisches iPhone für einige geistanregende Gedächtnisspiele.

Meine Bordapotheke war überaus umfangreich. Es ist immer Guesswork, wieviel oder wie wenig ausreichend ist. Ich bin heilfroh, dass ich nicht wirklich krank wurde und keinen Unfall hatte, aber bis auf eine Notoperation wäre ich auf die meisten Eventualitäten eingerichtet gewesen.

Gleiches gilt für das Werkzeug. Ich habe mir von einer amerikanischen Firma ein speziell auf die F 800 GS zugeschnittenes Bordwerkzeug zugelegt, das ausgereicht hätte, alle leichten Reparaturen und Servicearbeiten zu erledigen. Wenn ich allerdings mit einem Rahmenbruch oder einem Motorproblem zu tun gehabt hätte, wäre das nicht ausreichend gewesen. Deshalb hatte ich auch noch Hammer, Zangen, Säge, Draht, Schrauben, Flüssigmetall und allerlei sonstiges nützliches Werkzeug dabei, welches aber glücklicherweise nicht zum Einsatz kam. Einzig die kleine Kompressorpumpe hat unter Last nicht funktioniert und wird nach der Reise zurückgegeben (aber ich hatte natürlich noch eine 2. Pumpe dabei mit CO2 Patronen...). 

Zur Fahrerausstattung werde ich mich zu einem späteren Zeitpunkt äussern.