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Montag, 19. September 2011

Der Balkan

Wolfgang in der Flaeche, wie er immer sagt...

Auf dem Campingplatz südlich von Dubrovnik trafen wir am letzten Tag Judith und Daniel. Daniel singt in einer Band in Berlin und hat sich interessiert unsere Geschichten angehört. Hoffentlich haben wir die beiden mit unseren Stories nicht einfach nur zugetextet...
Daniel und Judith aus Berlin

In der Nacht mussten wir uns gegen unverschämte Wohnmobilbesitzer zur Wehr setzen, die uns bis auf einen Meter auf die Pelle gerückt waren, obwohl doch etwas mehr Platz dagewesen wäre. Immerhin ist einer der beiden Deppen mit seinem Ungetüm verduftet, sodass wir wieder einen Fluchtweg hatten, sollte da mal eine Gasflasche hochgehen oder so...

ein bisschen sehr knapp geparkt...

Dubrovnik

Dubrovnik selbst ist nur aus der Ferne pittoresk. Wie die grossen Kreuzfahrtschiffe oder Windjammer da so im Hafen der Altstadt liegen, sieht schon sehr schön aus. Wenn man dann allerdings selbst mit diesen Massen von Touristen durch die engen Gassen gespült werden soll, nein danke. Die sollen sich mal alle von lokalen Hütchenspielern verarschen lassen, wir sind nach dem Verzehr von Pizza und Bier fluchtartig Richtung Ungarn abgezischt.

Auf der Fahrt zum Balaton See gingen mir die komischsten Gedanken durch den Kopf. Wie kann es sein, dass die Ungarn, die ja mal eine Zeit lang in einer Art WG im Hause Europa mit den immerhin deutsch sprechenden Österreichern lebten, ihre Ordnungshüter nicht Polizei oder Police oder so ähnlich nennen? Und man erst, wenn man die Radarpistole oder die Kelle gesehen hat, weiss, dass die Cops hier Rendoerseg heissen... Und obwohl sie das Gulasch erfunden haben, heisst es nicht so und auch nicht wenigstens  Schaschlik, sodass es von Vladivostok bis zur Adria zu verstehen ist, sondern Pörkölt.
Achtung: Steinschlag

Wenn man durch Bosnien fährt, fällt auf, dass der Serbe aus Banja Luka frohlockt, weil das Buchstabenkürzel in kyrillischer Schrift auf dem Nummernschild seine nationale Identität stärkt. Der LKW-Fahrer aus Belgrad muss, will er Serbien verlassen, lateinische Buchstaben vorweisen, sonst versteht ihn ja ausser den Bulgaren keiner.
Kyrillisch wurde von ethnischen Hardlinern uebersprayed

Der Rumäne hat sich im Kreise der sowjetliebenden Brüder auf dem Balkan gut getarnt. Lateinische Schrift und eine Sprache, die fast als italienisch durchgehen kann, geben dem Touristen ein Gefühl, als sei alles in Ordnung. Ein –escu oder –sti angehängt und fertig ist die Laube. Wenn da nicht die Securitate gewesen wäre, die bis 1990 Leute ausspioniert und Oppositionelle gefoltert oder gleich ganz um die Ecke gebracht hätte. Doch halt: wieder 15 Jahre früher gab’s das ja auch noch in Portugal, Spanien und Griechenland, und die Türkei ist, was Frauen Vermöbeln und Meinungsfreiheit angeht, immer noch nicht viel weiter...

Serbien und Kroatien scheinen Touristen auch schon mit ihren Namen in Landessprache vergraulen zu wollen. Das ungewohnte Weglassen einiger wichtiger Vokale in Srpska und Hrvatska hört sich eher wie eine Drohung denn wie eine Einladung an...
Nachtfahrt zum Balaton

Ich glaube ja tatsächlich, dass in jedem von uns in dem DNA-Leiterchen ein paar Gene verblockt sind, die Aggression, Mordlust, Tötungsabsicht, vielleicht zum Schutz unserer Familien oder als Überlebensmechanismus aus grauer Urzeit beinhalten. Und nur die überwältigende Anzahl von Genen mit guten Eigenschaften kontrollieren diese paar Rowdies in uns. Wie ist aber zu erklären, dass die Amis, die so langsam und meist defensiv fahren, etwa alle Strassenschilder westlich des Mississippi zerschossen haben und damit andeuten wollen: Vorsicht, wir können auch anders, und der Bewohner eines Landes, in dem noch die Blutrache gilt, wie Albanien, oder die die Geschehnisse auf dem Amselfeld als Grund ansehen, fieseste ethnische Greueltaten zu begehen und Waffen in schwindelerregender Zahl vorhanden sind, alle Schilder heile lassen, und das Auto den Part übernommen hat, der sagt: Vorsicht, nicht mit uns...?
...und immer leidet die Zivilbevoelkerung...

Nur wer eine Weltreise macht, wird auf dem langen Weg zum Politiker, Historiker und Darwinisten. Oder glaubt Ihr, ich hätte mir diese Gedanken auf dem Flug von Washington nach Frankfurt gemacht?

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