Jetzt, wo ich hier so am Strand liege und vor mich hinschimmel, könnte ich eigentlich auch ein kleines Fazit ziehen. Was wollte ich, was habe ich erreicht, was hätte man besser machen können, was würde ich so nicht mehr machen...
Ich wollte von Washington nach Berlin mit dem Motorrad fahren und nicht, wie viele meiner Kollegen vor mir, in ein Flugzeug steigen und 9 Stunden später das Kapitel “Leben und Arbeiten in den USA” für immer zuschlagen. Ich bin zwar noch nicht ganz daheim, aber im Grossen und Ganzen habe ich das geschafft. Besonders stolz bin ich darauf, dass ich un- und umfallfrei geblieben bin, obwohl eine ganze Menge anderer Verkehrsteilnehmer mich in ihr Beuteschema aufgenommen hatten... Und obwohl die Strassenverhältnisse auch ein anderes Ergebnis hätten vermuten lassen. Neben meiner Erfahrung ist das auch dem Motorrad zu verdanken, das leicht genug ist, dass ich es noch ohne Schwierigkeiten manövrieren kann. Von grösseren Pannen bin ich auch verschont geblieben, Reifenpannen hatte ich auf 32.000 km gar nicht. Ansonsten hatte ich eben auch mächtig Glück.
Was habe ich nicht erreicht? Gute Frage. Ich bin von Reisenden, die mit mir ein Stück des Weges zusammen gefahren sind, ermuntert worden, doch mal hierhin und dorthin, in jenes Tal oder zu jenem See zu fahren. Das habe ich nur dann gemacht, wenn die Attraktion wirklich an meinem Weg lag. Ich fand die Strecke zum Teil so aussergewöhnlich beschwerlich, dass ich mir weitere Belastungen nicht noch zumuten wollte. Das muss auf einer anderen Reise geschehen, vielleicht mit einem Landrover oder einem Mercedes G, die man abschliessen kann, die nicht so leicht einsanden, die nicht so leicht umfallen, die nicht so leicht abgedrängt werden können und die Proviant und Sprit in fast unbegrenzter Menge mitführen können. Für mich war der vermeintlich leichteste Weg der schwierigste. Und wenn ich sehe, wie es meinem Freund Uwe ergangen ist, und Paul, den ich unterwegs traf und dem Ami, dessen BMW vier Rahmenbrüche aufwies und all die anderen, die nicht mein Glück der Unversehrtheit für Mensch und Maschine hatten, denke ich, meine These stimmt.
Ich hätte mir allerdings gewünscht, die gesamte Reise mit einem Partner zu machen. Die Abschnitte mit Martina und später mit Helmut waren eindeutig die besten. Ich konnte mich austauschen über Gesehenes und Erlebtes, konnte um Rat fragen und Rat geben, konnte Verantwortung an den jeweils anderen abgeben. Ein insgesamt schönes Gefühl. Ausserden liegen die beiden sowas von auf meiner Wellenlänge... Mit Uwe fing es gerade an, richtig gut zu werden, als ihn der Unfall ereilte. Mit Bridget und Graham habe ich mich auch sehr gut verstanden. Völlig unaufgeregt, ohne Zeitstress, gondeln die beiden durch die Weltgeschichte in ihrem Toyota SUV. Mit ihnen hätte ich mir ein gemeinsames Fahren durchaus vorstellen können, weil ich dann das eine oder andere Gepäckstück in ihrem Wagen hätte unterbringen können. Und Siggi aus dem Innsbrucker Umland hat mich auch beeindruckt. Ein supernetter, teamfähiger Zeitgenosse, der zu Heli und mir passte, wie angegossen. Und zu guter letzt habe ich mich noch sehr gut mit Joss aus der Gegend von München verstanden. Eher aus der intellektuellen Ecke kommend, aber das tut mir auch mal ganz gut. Alle anderen, die ich noch getroffen habe, trugen ebenfalls zu meinem Wohlbefinden und Gelingen meiner Mission bei. Manchmal war es nur ein einziges Gespräch, das den Ausschlag gab. Da hat mir einer den Tipp gegeben, dass ein Steinchen den Ventilator blockiert haben könnte, und das war es dann auch. Oder die beiden Schweizer auf ihren BMW’s. Oder Andreas und Claudia Hülsmann, oder Resi aus Dresden. Oder Paul. Oder Vanessa und Glen aus Australien...
Was hätte ich anders machen sollen? Martina und ich sind zu früh im Jahr gestartet. Der Trans America Trail war wegen des aussergewöhnlich langen Winters nicht wirklich befahrbar. Andererseits hätte ich später im Jahr in Zentralasien Probleme mit dem Wetter haben können, im September kann es im Pamir schon wieder schneien... Die vertrackte Visabeschaffung und dann das sklavische Einhalten all dieser Termine in Asien hat mich schon sehr unter Zeitdruck gesetzt, Helmut und Uwe natürlich auch. Ich hätte die Visa vielleicht jeweils vor Ort besorgen sollen, was auch geht und was die Reise wesentlich entschleunigt. Da aber der Trip mit meinen beiden Mitstreitern geplant war, kam das nicht in Frage. Die Antwort lautet also: nichts.
Uwe |
Zu meiner Ausrüstung: am Anfang in Washington war ich reichlich überladen. Ich hatte Dinge dabei, die ich im Leben nicht brauchen würde. Aber da geht es mir wie ungezählten Vorgängern auch: abspecken und Pakete nach Hause schicken. Haben wir in Los Alamos auch gemacht, ich bin dann nochmals in Seattle durch meine Sachen gegangen und habe mich von allem getrennt, was ich noch nicht angefasst hatte bis dahin, mit Ausnahme des Werkzeugs.
Mein Zelt ist Weltklasse. Klein und leicht und doch gross genug für mich und all mein Gepäck. Ausserdem ist es wasserdicht und in 5 Minuten aufgebaut. Das kann nur Olle mit seinem Schmeiss-in-die-Luft-Zelt schneller.
Ich hatte einen klitzekleinen Gaskocher dabei, Gaskartuschen gab es sowohl in Korea als auch in Almaty. Kochtöpfe hatte ich glücklicherweise Martina mit nach Hause gegeben, gekocht hätte ich eh nie. Und für den Morgenkaffee hat meine Ausrüstung allemal gereicht.
Mit der Term-a-Rest Matratze bin ich vollauf zufrieden, mit dem Schlafsack auch. Das alte aufblasbare Kissen war besser, weil rutschfester, das neue ist dafür noch einen Tick leichter.
Eine Wohltat ist mein Klappstuhl. Ist leider nicht besonders leicht oder klein, aber wie toll in ihm zu sitzen nach einem harten Tag auf dem Motorrad...
Die Gitarre kommt immer wieder mit. Ich habe es allerdings nach vielen Jahren endlich geschafft, sie kaputt zu kriegen. Ein langer Riss durch den Resonanzkörper macht die Taylor zwar unansehnlich aber nicht unbespielbar. Glück gehabt. Der Riss ist übrigens durch Vibrationen auf der Piste entstanden...
Mit meiner Fotoausrüstung bin ich grundsätzlich auch sehr zufrieden. Das Stativ habe ich allerdings nicht ein einziges Mal ausgepackt. Die Nikon D300 war meine Back-up Kamera für die Nikon D5000. Die hat bis vor ein paar Tagen ausgezeichnete Dienste geleistet. Dann habe ich allerdings die Batterie verloren, weil sich das Batteriefach geöffnet hat und der Deckel abgebrochen ist. Für Schnappschüsse hatte ich die Nikon Coolpix 4100, 5100 und 6100 dabei. Und die kleinen Kameras haben es wirklich gebracht. Ich war immer ganz nah dran am Geschehen, einfach mit einer Hand pointen und shooten. Die Tamron Objektive hielten der Belastung durch Vibration, Sand und Staub und Feuchtigkeit nicht wirklich gut stand. Ich hatte immer einen grossen Fotoapparat um den Nacken hängen, um jederzeit schussbereit zu sein und nicht erst mühsam die Kamera aus einem Rucksack schälen zu müssen. So lange wartet kein lebendes Motiv...
Mein Motorrad war fast optimal ausgerüstet. Ein etwas besser Kettenschutz wäre sehr nützlich gewesen. Ich hatte einen Scott Oiler eingebaut, der die Lebensdauer von Kette, Kettenrad und Ritzel erheblich verlängert. Allerdings landet auch nicht unerheblich wenig Öl auf dem gesamten Heck der BMW. Das versaut Gepäck und Hände.
Und ein auswaschbarer Luftfilter wäre optimal gewesen. Der Ersatz-Papierfilter hat jedenfalls die anfallenden Staubmengen nicht bewältigen können.
Ich habe es tatsächlich fertig gebracht, die vordere Felge zu verbeulen. Ich hatte vorher schon überlegt, ob eine Ersatzfelge aus dem Zubehör nicht sinnvoll wäre... BMW scheint da das Vorderrad eindeutig unterdimensioniert zu haben.
In Kasachstan ist Öl aus dem linken Stossdämpfer durch einen eingerissenen Dichtring ausgetreten. Den konnte ich glücklicherweise in Almaty günstig bei einer wirklich guten Fachwerkstatt reparieren lassen.
Das Lenkkopflager scheint auch ein wenig unterdimensioniert zu sein. Ich hatte um die Mittellage bereits ein Knacken festgestellt und dann eine provisorische Eigenreparatur vorgenommen. Dazu habe ich das Lager ausgebaut und so verdreht, dass das Knacken jetzt rechts aussen stattfindet. Ausserdem habe ich neues Fett eingefüllt und das Lager stärker angezogen. Hat bis jetzt gehalten.
Das Gepäcksystem von Touratech hat zu keiner Zeit Anlass zu Kritik gegeben. Simpel und robust, so müssen Koffer und Träger sein.
Beeindruckend sind auch das Xenonlicht und der Nebelscheinwerfer.
Der Tankrucksack hat voll zufrieden gestellt, einzig die Reissverschlüsse der kleinen Seitentaschen haben frühzeitig ihren Geist aufgegeben.
Die Sitzbank von Touratech hat mich nicht so sehr erfreut. Das Obermaterial ist nicht rutschfest und die Sitzausformung lässt eine Veränderung der Sitzposition nicht zu. Ich werde beim nächsten Mal wohl auf einen Luftpolster-Sitz aus den USA zurückgreifen oder mir einfach ein Schaffell unterlegen...
Von diversen anderen Zulieferern stammen Kühlerschutz, Lampenschutzgitter, Ölwannenschutz, Gepäckbrücke, Fussrasten, Lenkererhöhung und Sturzbügel. Alle Produkte haben ihren Zweck wirkungsvoll erfüllt.
Besondere Erwähnung verdient noch das Fahrwerk mit Öhlins Komponenten. Zu keiner Zeit war das Fahrwerk den härtesten Anforderungen nicht gewachsen, ein Durchschlagen der Federung hat es nie gegeben.
Mit dem GPS von Garmin, dem 60 CSx, war ich sehr zufrieden. Uwe hatte mich kurz vor Beginn der Reise noch mit allem Kartenmaterial versorgt, und das war in Verbindung mit guten Landkarten genau der richtige Mix.
Mein SPOT Tracker hat seinen Dienst sehr zuverlässig verrichtet. Gut natürlich, dass ich die Notfallfunktionen nie in Anspruch nehmen musste.
Und nie wieder reise ich mit dem Motorrad ohne das Camelbak Trinksystem. Ich kann während der Fahrt immer wieder mal einen Schluck Wasser zu mir nehmen und muss nicht dauernd anhalten und mühsam eine Flasche abschnallen...
Ein Handy, mit dem ich zumindest SMS verschicken kann, ist auch sehr nützlich. Mein Notebook mit WiFi Funktion kommt ebenso immer wieder mit. Mein Billiggerät hat alle Rütteleien klaglos überstanden. Als Entertainmentgerät hatte ich noch einen iPod dabei mit einigen Hörbüchern drauf, dazu sehr gute Shure Ohrstöpsel und mein amerikanisches iPhone für einige geistanregende Gedächtnisspiele.
Meine Bordapotheke war überaus umfangreich. Es ist immer Guesswork, wieviel oder wie wenig ausreichend ist. Ich bin heilfroh, dass ich nicht wirklich krank wurde und keinen Unfall hatte, aber bis auf eine Notoperation wäre ich auf die meisten Eventualitäten eingerichtet gewesen.
Gleiches gilt für das Werkzeug. Ich habe mir von einer amerikanischen Firma ein speziell auf die F 800 GS zugeschnittenes Bordwerkzeug zugelegt, das ausgereicht hätte, alle leichten Reparaturen und Servicearbeiten zu erledigen. Wenn ich allerdings mit einem Rahmenbruch oder einem Motorproblem zu tun gehabt hätte, wäre das nicht ausreichend gewesen. Deshalb hatte ich auch noch Hammer, Zangen, Säge, Draht, Schrauben, Flüssigmetall und allerlei sonstiges nützliches Werkzeug dabei, welches aber glücklicherweise nicht zum Einsatz kam. Einzig die kleine Kompressorpumpe hat unter Last nicht funktioniert und wird nach der Reise zurückgegeben (aber ich hatte natürlich noch eine 2. Pumpe dabei mit CO2 Patronen...).
Zur Fahrerausstattung werde ich mich zu einem späteren Zeitpunkt äussern.
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