Marokko 2015 Motorradrallye

München +++ Monaco +++ Marrakesch

Dienstag, 6. September 2011

Ab jetzt nur noch Warmbadetag


Morgens kroch ich ein wenig unterkuehlt aus meinem Schlafsack. Der Tau hat so ziemlich alles ueberzogen und so war alles unangenehm klamm und kalt. Ein weiteres Indiz dafuer, dass der Sommer sich endgueltig dem Ende zuneigt. Dass ich auch ausgerechnet auf diesem Stoppelfeld uebernachten musste mit den bunten Blaettern drauf, hat mich schon melancholisch gemacht...



Kaum ritt ich in den Faehrhafen ein, stand da auch schon ein Schiff nach Gelibolu. Das ist die Stadt im europaeischen Teil der Tuerkei. Genau diese Faehre haben Wolfgang, Martina und ich vor vielen Jahren mal genommen, als wir uns Troja angeschaut haben. Und ich habe auch das gleiche Schild, das Griechenland als Yanunistan ausweist, wiedergefunden.


Die Aus- und Einreiseformalitaten zwischen der Tuerkei und Griechenland duerften in der Ferienzeit wohl reine Routine sein, dauerte auch keine 10 Minuten. Dann war ich in der EU.


Jetzt liege ich hier am Strand auf der Chalkidike und geniesse zum ersten Mal Urlaub. Kein hektisches Gerase, keine Visatermine, einfach nur abhaengen.


Endlich habe ich ein wenig Zeit, mir ein paar Gedanken zu machen ueber die Vergangenheit und die Zukunft. 

Montag, 5. September 2011

Tuerkei in die EU?


Sa, 03.09.



Der Morgen empfing mich mit Regen. Es hatte nachts schon angefangen und ich hatte glücklicherweise den Platz unter einer schon aufgebauten Plane bezogen. Gegen 7:00 h schleppte ich mein ganzes Geraffel in die Outdoor-Kneipe mit Wellblechdach gleich nebenan. So konnte ich in aller Ruhe mein trockenes Zeug auch trocken einpacken... Kaffee ging auf’s Haus. Teshekür ederim.

Regen ohne Ende an der Schwarzmeerkueste

Nach einigen Stunden gelang es mir wenigstens,  am Himmel Wolkenstrukturen auszumachen. In einem grösseren Hotel wollte ich nach einem Internet-Cafe fragen, um postmässig mal nach dem Rechten zu schauen. Die haben mir ohne zu zögern das Passwort aufgedrängt und der Cay war natürlich auch kostenlos. Teshekür ederim.


David Schulz hat also ein Kindlein gewonnen, Deutschland gegen Österreich auch, und mein Enkel  gewinnt jeden Tag an Gewicht, wie das Ultraschallbild weiss. Und dass es am Schwarzen Meer keine Campingplätze gibt, wusste Wolle zu mailen.


Ich dagegen weiss, dass die georgischen Autofahrer gaaanz harte Konkurrenz um die Krone der bescheuertsten Piloten aus der Türkei haben. Woher? Nun, ich hatte heute erstmals Feindkontakt. Ein vollidiotischer Fahrer eines Kleinbusses fuhr auf mich auf, weil ich bei Rot an einer Ampel stand. Okay, hier würde ich wohl 75% Teilschuld bekommen. Die elastischen Expander haben ebenso gute Dienste geleistet wie meine stabile Konstitution. Nix passiert, nichtmal umgefallen. Aber den Fahrer habe ich echt zur Sau gemacht vor seinen Kunden. Hatte er auch echt verdient. Auch alle anderen fahren, als ob sie nicht abends bei ihren Lieben sitzen wollen... Schon deshalb ist die Aufnahme der Türkei in die EU nochmals neu zu überdenken. Vielleicht wird hier ja mal ein Führerschein nach DIN-Norm eingeführt. Obwohl, das geht ja genau genommen nur in Deutschland, Dänemark und vielleicht noch in Djibuti... den TÜV-Türk haben sie hier jedenfalls schon...

Hierfuer lieben uns die Tuerken jetzt schon...


Evropa hat mich wieder


Fr, 02.09.


Gleich hinter Tiblisi fand ich einen Spitzencamping, am Hang, die Brombeeren wuchsen mir in den Mund und in der Ferne waren vertraute Dorfgeräusche zu hören. Ich hatte noch einen Rest Bier, so hat es an der nötigen Bettschwere auch nicht gefehlt.


Es gab wieder eine geklaute Stunde zu Berlin, jetzt trennen mich nur noch 2 Stunden von der Normalität. Also früh raus und gefahren, als sei der Teufel hinter mir her. Der Beelzebub nennt sich hier Kaukasus und er staut absichtlich Wolken, die so tun, als wollten sie sich entladen über Motorradtouristen und andere Menschen. Keinen einzigen Tropfen habe ich abbekommen. Gut so.


Wenn man mich nach Superlativen fragt zu Landschaft, schönen Frauen, Geldwert oder Verkehr fällt mir ein Extrem für Georgien sofort ein. Sie haben die schlechtesten Autofahrer mit grossem Abstand. Da wird geschnitten, abgedrängt, geblendet und in den Gegenverkehr hinein überholt. Jegliche Verkehrszeichen sind nicht mal Anregung oder Interpretationssache, sie sind einfach nicht existent. Da haben die Polizisten reichlich zu tun und ich hoffe, sie nehmen diesen Idioten den Lappen für immer ab und verpassen dem Fahrer noch gleich ein paar saftige Ohrfeigen.



In Batumi, der letzten Stadt vor der Türkei, habe ich noch meine letzten georgischen Kröten in Futter umgesetzt. Traumhaft köstlich. Wieder am Lenker waren es nur noch 10 Kilometer bis zur Grenze. Die habe ich auch souverän gemeistert. Nur, weil das Volumen so hoch war, habe ich überhaupt warten müssen. Ich wurde an Schlangen vorbeigewunken und was nicht von selbst ging, habe ich mit geschicktem unnachgiebigem Drängeln selbst erledigt.


Soo ein Kennzeichen will ich...



Und dann bin ich gefahren, bis ich nicht mehr konnte. Es gibt hier einfach keine Campingplätze an diesem Riesenmeer. Nicht mal Hotels haben sie hier. Der Verzweiflung nahe und gute 250 km weiter habe ich endlich einen kleinen Nischencamping gefunden, der auch tollen, teuren Fisch hatte.
Bis morgen.



Georgia on my mind

Do, 01.09.


Okay, über gestern und vorgestern möchte ich eigentlich kein Wort mehr verlieren.


Heute Morgen um exakt 0:00 Uhr stand ich vor dem Immigration Cop. Der hatte als kleinen Gag drauf, dass er nicht wüsste, was ich wollte und ich solle gefälligst meinen Pass zeigen. Bevor ich aber eine kleine Durchfallattacke abzuwehren hatte, hat er schon gelacht, mir meinen Schlüssel zurück gegeben und der Stempel war im Pass. Der nächste Kollege hat mich einfach duerchgewunken und ich wollte gerade losfahren. Glücklicherweise hat der Zug für die nächste Fähre meine Abfahrt verhindert, denn der Zoll musste auch noch ein Dokument ausstellen, ohne das ich an der nächsten Grenze echt alt ausgesehen hätte. Und in der Nacht hätte mich niemand aufhalten können...

Eine Stunde später stand ich in der Glamourstadt Baku vor einem ATM, praktischerweise gleich neben einer Dönerbutze. Bier gab’s auch, damit war meine Diät wieder einigermassen ausgewogen...

Baku

Baku ist DIE Stadt des Öls. Was im Kaspischen Meer gefördert wird, geht durch Baku. Und das ist nicht wenig. Man sprach bis vor einigen Jahren noch vom grössten Vorkommen der Welt, noch vor den arabischen Ländern. Und die USA sind hier schwer am Start. Also kein Kleckern, nur Klotzen. Nur Neuwagen, SUV’s, AMG’s, M’s und Bentleys und wer einen Lada fährt, ist entweder Taxifahrer oder Dienstpersonal. Um 2:00 Uhr nachts ist die Stadt so busy wie Berlin um 2:00 tags...


Einige Stunden Schlaf am Strassenrand haben meine Akkus soweit wieder aufgefrischt, dass ich ganz durch Azerbaijan durchfahren konnte. Im Frühstück muss so was wie Lachgas gewesen sein, dauernd musste ich giggeln und manchmal in meinen Helm schreien vor Freude darüber, dass nun endlich alle Visaländer durchfahren sind und von dieser Seite keine Scherereien mehr drohen. Ich war damit so beschäftigt, dass ich Wesentliches fast nicht bemerkt hätte... Ich habe nach Wochen der Wüsten und der kargen Steinlandschaft endlich wieder einen Wald gesehen aus Kiefern und Eichen! Und der erste Road Kill hier war ein... Igel. Der letzte in Turkmenistan war ein Kamel. 



Endlich gibt es wieder Strassenschilder und zum ersten Mal habe ich eine Kilometerangabe für Istanbul gesehen. Gutes Futter gibt es auch an jeder Ecke.


Und für einige Stunden habe ich nicht verstanden, was trotzdem an mir nagt... Es ist wohl die Erkenntnis, dass meine Reise bald zu Ende ist. Natürlich habe ich noch einige Tage zum Baden vor mir, und Wolle holt mich ab, wofür ich ihm jetzt schon unendlich dankbar bin und später kommt noch Martina dazu mit einem Rudel Südamerikaner... aber dann ist Schluss und was das heisst, weiss ich noch nicht.

Turkmenistan Fast Forward


Montag, 29.08.


Ist schon Wahnsinn, was in den letzten Tagen so passiert ist...
Hotel in Ashgabat

In Nukus wollte ich im Hotel fragen, wann die Grenze zu Turkmenistan am Sonntag aufmacht, da sagt mir das Personal, die Grenze sei für die gesamte Woche wegen des Unabhängigkeitstages der Usbeken geschlossen. Na, das fehlte noch. Ich war am Boden zerstört, weil Alternativen nicht in Sicht waren. Ich hätte die Reise wahrscheinlich abgebrochen und hätte mein Motorrad von Tashkent aus nach Deutschland verschifft... Eine Stunde später war dann jedoch alles klar, die hatten sich geirrt, die Grenze ist doch offen.

Im Hotel hätte ich noch Gelegenheit gehabt, mit zwei  jungen, bildschönen Schweizerinnen zu dinieren, aber die Hotelküche hatte geschlossen, kaum dass ich noch mein Manti (mit Gehacktes gefüllte Teigtaschen) bekam. Schade. Aber Angela aus Namibia habe ich getroffen und ein klein wenig geplaudert...

Am nächsten Morgen war ich schon früh auf den Beinen, weil an Schlaf nach der Meldung am Vortag eh nicht mehr zu denken war. Und ab ging’s zur Grenze, die natürlich geschlossen hatte. Aber nur bis 9:00 h. Zwischenzeitlich hat sich eine grössere Menschentraube fest um mein Motorrad angesammelt und die gut englisch sprechende Usbekin hat alle Fragen und Antworten gekonnt übersetzt. Was plötzlich dazu führte, dass die BMW von 4 älteren Frauen gesegnet und mit den besten Wünschen bedacht wurde. Gestreichelt wurde sie wohl auch noch...
Turkmenischer Zoellner

Der Grenzübertritt selbst ging unaufgeregt vonstatten, meine Dolmetscherin wich mir nicht von der Seite, dafür schulde ich ihr grossen Dank. Als die komplette turkmenische Zolltruppe sich endlich über mein Motorrad hermachen wollte, zeigte einer zuerst auf die Gitarre. Und die hat sich jetzt mal wirklich ausgezahlt. Ich habe den Jungs einfach was vorgespielt und alle haben mitgesungen. Danach brauchte ich nichts weiter öffnen...

Interessanterweise hatten mir die Grenzer auch den Weg, den ich zu nehmen habe, in eine abgestempelte Landkarte eingezeichnet, als ob ich eine grosse Wahl gehabt hätte...  Geld brauchte ich noch, Sprit ebenfalls. Die Schlangen an den Zapfsäulen waren auch nicht kleiner als in Uzbekistan, aber in Turkmenistan gab’s wenigstens den ersehnten Treibstoff. Da ich bereits ein Eintrittsgeld an der Grenze bezahlt hatte, das sich nach der Länge der zu befahrenden Strecke bemisst, war der Sprit dann selbst erstaunlich billig. Für 9 Euro 1,200 km... kaum der Rede wert.

In Ashgabat war es dann gar nicht so leicht, ein Hotel zu finden. Irgendwie bin ich dann im grössten Klotz am Platze gelandet, mit erschreckend sowjetischem Flair. Mit meinem Gepäck hat mir niemand geholfen, wie der Lift geht, wollte mir niemand zeigen, und das teurere Zimmer wurde mir zuerst gezeigt, obwohl man mir den Preis für das billigere schon genannt hatte. Und immer wurde “Mista” durch die Lobby gebrüllt, wenn die Sowjet-Ludmilla was von mir wollte... Die Pizzeria “Pizza Hut” hatte keine Pizza mehr, das Hotelrestaurant kein Bier. Also bin ich zum Kiosk, habe Pilse und Käse besorgt und ab ging die Luzy auf meiner Bude... Jugochic und Mitropacharme...

Heute Morgen habe ich dann in meinem Pass entdeckt, dass ich noch 2 Tage zu früh für die Einreise nach Aserbaidjan dran bin. Trotzden lief alles so unglaublich reibungslos, dass ich gar nicht wüsste, wo ich den Fluss hätte unterbrechen sollen. Ich habe Geld tauschen können, ich habe Essen kaufen können und getankt habe ich auch.

In Turkmenbashi angekommen habe ich erstmal Bier und Wasser gekauft und bin dann – mehr zur Orientierung – zum Hafen gefahren, um mal die Fähren nach Baku zu checken. Und dann stand da gleich eine und ehe ich mich versah hatte ich auch schon ein Ticket, die Zöllner wickelten mich gleich ab und jetzt sitze ich hier an Bord und weiss, dass ich morgen für 2 Tage im Hafen abhängen muss, bevor mich die Aserbaidjaner ins Land lassen.


Von Heli habe ich erfahren, dass Paul in der Türkei einen Unfall hatte, die Umstände sind noch nicht bekannt, die Schwere auch nicht. Hoffentlich nichts Ernstes. Ich halte Euch auf dem Laufenden. 


Harti, der Oberdepp

Di, 30.08.

Turkmenischer Friedhof

Uff, dieser Tag wird mir noch ewig in Erinnerung bleiben...

Aber zunächst mal: Paul geht es wohl soweit ganz gut. Er ist vor einigen Tagen von einem Auto angefahren worden, Schadensumfang kenne ich noch nicht, er ist aber dabei, seine Fahrt nach Italien fortzusetzen. Alles Gute Paul.

einer dieser vielen Krater, dieser ist ohne Gas

So. Da habe ich mich also total beeilt, um möglichst schnell durch Turkmenistan hindurch zu kommen. Ich habe sogar den Gaskrater ausgelassen, weil ich dort schon gegen Mittag war und ich nicht den Rest des Tages vergeuden wollte.


Wäre ich mal hingefahren. So bin ich natuerlich viel zu schnell in Turkmenbashi eingetrudelt. Dahinter steckte die Idee, dass ich da erstmal hinkommen muss, ohne Panne, und dann kann ich mir vielleicht etwas Zeit lassen. Kaum war ich jedoch am Hafen, stand da auch schon eine Fähre abfahrbereit. Man hat mir gesagt, sie würde am nächsten Tag abfahren und wäre am 31.08. abends in Baku. Das wäre dann dasselbe Szenario wie bei Heli und das hat ja geklappt. 

Abreise aus Turkmenbashi

Kaum war ich auf dem Schiff, stach das auch schon in See und hatte bei der ruhigen Überfahrt keine Probleme, in 16 Stunden in Baku einzulaufen. Zwei Tage zu früh. Na toll, Harti. Das ist selbst für den wohlwollendsten Grenzer zuviel. Kann ich echt verstehen. Mein Visum fängt nun mal erst am 01.09.an und basta. 


Da stand ich nun und mein Herz war zur Abwechslung mal nicht im Brustkorb, sondern in der Hose. Die Grenzer sprachen schon von Deportation, meine BMW durfte das Cargodeck nicht verlassen. Schöne Bescherung. Da haben sie mich also eine Stunde warten lassen und mich jedesmal böse angeschaut, wenn sich wieder unsere Wege kreuzten.

bewegungsunfaehig in Baku, Aserbaijan

Danach wurde ich zum Chef ins Office zitiert. Ich wollte gerade mit den fadenscheinigsten Gründen für mein Fehlverhalten beginnen, da erzählt der Boss mir, ich hätte ein Riesenproblem, ich müsse zurück nach Turkmenbashi, dann nach Ashgabat, um ein neues Visum zu beantragen, dann wieder  nach Baku und das würde ich alles gar nicht schaffen, aber er habe mein Problem ganz unbürokratisch gelöst. Ich solle hier übernachten für 15 U$, und in der kommenden Nacht um 0:00 die Biege machen. Und bisher wurde über weitere Zahlungen nicht gesprochen... Warten wir mal ab...

So einige Bemerkungen wollte ich aber doch noch über Turkmenistan loswerden. Ich habe etwa 30 Polizeikontrollen passiert, und musste erst an der allerletzten meinen Pass vorzeigen, weil dem Cop sichtlich unangenehm war, dass er mich grundlos angehalten hat.

Strassenmeisterin in Ashgabat

Und dann meckere ich ja schon mal darüber, dass die Leute in den armen Ländern doch wenigstens ihren Dreck wegräumen sollten. Das wird hier in Turkmenistan jedenfalls perfekt umgesetzt. Wo ein Auto steht, am Supermarkt, vor der Tankstelle, an der Grenze, fangen die Besitzer an, ihre Fahrzeuge zu wienern, selbst die Felgen und Reifen. Was natürlich auch zur Folge hat, dass jemand mit einem dreckigen Gefährt auch schon mal ein Strafmandat bekommen kann, Touristen nicht ausgenommen. Habe ich nur gehört, ist mir aber selbst nicht passiert...

mein Zuhause fuer 2 Tage in Baku

Im Moment liege ich auf dem Bett dieser extrem einfachen Herberge und kann meinem einen Dollar für ein Bier wohl ade sagen. Hat die Matrone scheinbar nicht verstanden...

Morgen geht’s um die Wurst. Sehr heldenhaft war das alles nicht von mir...