Marokko 2015 Motorradrallye

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Montag, 23. Mai 2011

True Grit und der Dry State


Noch bevor wir uns beim zweiten Versuch, die Berge auf Schotterstrassen zu ueberqueren, vom Wetter auf's Glatteis haben fuehren lassen, sind wir an dem Originaldrehort von True Grit mit John Wayne vorbeigekommen. Ueberall wird in Schaufenstern mit dem alten Haudegen geworben, ein Cafe "True Grit" gibt es auch in Ridgeway, CO.


Und wie gesagt, der Rueckfall in die Winterzeit hat ungewoehnlich viel Schnee in der letzten Woche mit sich gebracht, alle Paesse ueber 3.000 m sind gesperrt.



Von der Westflanke der Rocky Mountains bis nach Utah und den zahlreichen Natur-Monumenten ist es tatsaechlich nur ein Katzensprung. Von 3.500 m Hoehe auf 1.500 m, von 7,5º auf 26º, alles in 2 Stunden. Eigentlich 'ne tolle Leistung dafuer, dass wir nicht geflogen sind...

Baum vom Blitz gespalten

Und wieder zeigen uns die Amis vergangener Tage, in diesem Fall die Pueblo Indianer, dass es die Idee eines World Trade Centers schon vor 700 Jahren gab... zumindest haben sie die Twin Towers erbaut...
Pueblo-Siedlung mit Twin Towers im Hintergrund

Utah ist ein Dry State. Haha, was haben wir die veraeppelt mit unseren 5 mitgebrachten Flaschen Wein und einer Literflasche Bier... obwohl... das war Miller High Life, und die behaupten, der Champagner unter den Bieren zu sein. Wer hat hier jetzt wen veraeppelt...?

+++ Harti Amundsen und Marti Messner gescheitert +++



+++ Erstueberquerung der Rocky Mountains im Schnee abgebrochen +++ 2. Versuch unter groessten Anstrengungen trotz heftigen Winterwetters geglueckt +++ Expeditionsteilnehmer wohlauf +++


So oder so aehnlich koennte wohl ein Depeschendienst vor ein paar Jahrzehnten ueber unseren erfolglosen Versuch, den Marshall-Pass in etwa 10.850 ft. zu ueberqueren, berichtet haben. Wir sind einfach umgedreht und haben einen anderen, hoeheren Pass auf einer Asphaltstrasse genommen, den Monarch-Pass in 11.350 ft. War schon echt ein wenig duenn, die Luft in 3.500 m Hoehe. Es hat geregnet, gehagelt und durch den Wintereinbruch in der letzten Woche ist uns die Chance genommen, noch weitere Paesse der Rockies in Angriff zu nehmen. Ab 10.000 ft. geht gar nichts mehr. 


Bei dem Pech, das Martina und ich in den letzten Jahren wegen der verschiedensten Naturkatastrophen hatten, wundert mich das jetzt auch nicht mehr. Immerhin war der Umweg ueber die befestigte Strasse auch sehr attraktiv. 


Gerade hat mich Martina in Ouray, einem sehr netten Skiort, zum Steak eingeladen. Haben wir uns allemal heute verdient...


Ab sofort fliessen Fluesse in unsere Fahrtrichtung. Ich haette nicht gedacht, dass es so etwas wie eine definierte Grenze zwischen westlicher und oestlicher Fliessrichtung ueberhaupt gibt.


Sonntag, 22. Mai 2011

Passbilder

Gestern haben wir unsere ersten Passfotos gemacht.Dabei haben wir den La Vita Pass mit etwa 3.000 m erklommen. Kalt war's und in einigen Schattenecken selbst unter dem Gipfel lag noch Schnee.


Die Sonne leistet momentan Schwerstarbeit, aber es zahlt sich aus. Fruehlingshafte Temperaturen, alles blueht vor sich hin und die Fauna muss in dem kurzen Sommer den kompletten Lebenszyklus schaffen. Im September faellt bereits der erste Neuschnee des darauffolgenden Winters...


Wir koennen uns an der Landschaft nicht sattsehen. Wiesen wechseln sich mit Huegeln ab, in der Ferne zeigen uns unbekannte Gipfel, jeder von der Hoehe des Mont Blanc, was wahre Groesse ist. Davor liegt majestaetisch eine riesige Sandduene.


Heute werden wir die Continental Divide ueberqueren, die kontinentale Wasserscheide. Ab dann fliessen alle Fluesse in den Pazifik und nicht mehr in den Golf von Mexico und den Atlantik.


Klar ist aber: wir sind im Paradies.
 

Samstag, 21. Mai 2011

Santa Fe und Umgebung

Das nenne ich Urlaub! Sich von reizenden Gastgebern verwoehnen lassen, 'ne blitzsaubere Schlafkur hinlegen und dauernd mit unbeladenen Bikes durch die weltmeisterliche Gegend duesen. Selbst das Wetter hat seine Opposition uns gegenueber aufgegeben...


Wir hatten Nolda und Skip vorgestern Abend zu einem in der Region bekannten Mexikaner eingeladen und ploetzlich hatte ich wieder dieses deja vu (fuer alle Franzosen unter Euch: ich lasse mal diese Haekchen weg, die finde ich auf dieser Tastatur nie...), hier war ich schon einmal vor etwa 10 Jahren mit Gundula Koch. Spionage in Los Alamos und Waldbraende waren damals Thema. Das Essen war eine Wucht. Und in Chimayo, bekannt als das "Lourdes of America" und wegen der Webkunst, wollten wir uns noch schnell selig sprechen lassen, war aber schon geschlossen...


Gestern sind wir auf dem Weg nach Bandelier noch einmal an den Laboratorien von Los Alamos vorbei gefahren. Fotos machen verboten, eines habe ich doch geschossen von der historischen Wirkungsstaette von Oppenheimer und Teller. 

Die Pueblo-Indianer hatten in Bandelier ihre Hochkultur von etwa 1200 n.Chr. fuer etwa 250 Jahre. Sie nutzten den weichen Tuffstein, um darin Hoehlen und Wohnstaetten zu bauen. Martina und ich hatten auch mal kurz ueber einen Umzug hierhin nachgedacht, unsere eckigen Moebel kann man aber nirgends aufstellen... 


Santa Fe bietet dem Besucher ja zunaechst mal das geschmeidige Bild der typischen Rundungen des Adobe-Baustils. Auf der Historic Plaza stellen Indianer der Region ihre handwerklich tolle Kunst aus und werben weitaus weniger aufdringlich als etwa die Tuerken oder die Nordafrikaner um die Kaeufergunst. Hier trifft man auch auf die alte Route 66.



Heute geht's in die Rockies von Colorado.



Donnerstag, 19. Mai 2011

Los Alamos


Robert Oppenheimer und Edward Teller wuerden sich im Grab umdrehen, wenn sie wuessten, was aus ihren Forschungen geworden ist. Das "Manhattan-Project" hat in der Folge doch eher das Schlechte im Menschen hervorgebracht, die Atombombe toetet Menschen, die friedliche Nutzung nuklearer Energie auch. Und wenn es nix zum Killen gibt, dann kann man hervorragend damit drohen. Und los werden wir den Mist vielleicht in 25.000 Jahren...



Und an diesem denkwuerdigen Ort machen wir eine Erholungspause von ein paar Tagen. Wir haben ein Paket mit ueberfluessigem Zeugs nach Seattle geschickt, ich habe die Motorraeder gewartet und ein paar kleinere Reparaturen durchgefuehrt. Martina kuemmert sich ums Buero. Ansonsten schlafen wir viel. Ein Wettersturz hat uns Temperaturen von unter 10 Grad beschert, auf den umliegenden Bergen liegt Neuschnee! So gesehen macht die Pause auch Sinn, da kann sich der Schnee ja vielleicht ueberlegen, ob er nicht fuer uns wegtauen will...


Morgen wollen wir uns wie ganz normale Touristen einmal Santa Fe anschauen. 


Mittwoch, 18. Mai 2011

Where The Rockies Meet The Plains

Auf dem Weg nach Westen sind wir wirklich sichtbar von den Great Plains in die Rocky Mountains eingestiegen. Waehrend der Anfahrt musste man Notiz nehmen von den vielen Antilopen, die den Farmern hier in die Falle gehen. Entlang den Zaeunen, die die Rinder auf den ihnen bestimmten Weiden haelt, gibt es immer wieder diese Cattle Guards, Metallstreben, breit genug auseinander liegend, dass die Kuehe nicht auf ihnen gehen koennen, Fahrzeuge aber kein Problem bei der Ueberfahrt haben. Das spart Gatter. Die Pronghorn-Antilopen, ebenfalls Paarhufer,  ueberspringen diese Schleusen einfach und sind in der Todeszone Strasse gefangen. Nun haben sie das Problem, dass die Zaeune sie nicht wieder auf das Weideland zurueck lassen... die vielen toten Tiere am Strassenrand zeugen von der fatalen Wirkung dieser Einrichtung...



Im kleinen Kuenstleroertchen Cimarron, das sich selbst bewirbt als die Grenzstadt zwischen den enormen Zentralebenen Nordamerikas und den Rocky Mountains, treffen wir in ihrem eigenen Cafe Valerie. Vor zwanzig Jahren ist sie ausgestiegen und hat diesen Kunstgewerbeladen mit Cafe uebernommen. Als "Army Brat" in Wuerzburg geboren, in L.A. lange gelebt, ist sie bei einer Boy und Girl Scout Veranstaltung in Cimarron geblieben. Hier gibt es nach ihrer Auskunft die groessten Landbesitze und Veranstaltungen der Scouts nationwide.



Colaautomat von 1937, noch in Betrieb

Und schon sind wir im Hochgebirge. Vorbei am Skiparadies Eagle Nest in etwa 2.800 Metern Hoehe, naehern wir uns Santa Fe, wo wir ein paar Tage ausspannen und unsere Sachen neu ordnen wollen. Die Motorraeder brauchen ein wenig Zuwendung, unsere Klamotten ebenfalls. Ein wenig Sightseeing darf auch nicht fehlen. Mit unseren Gastgebern Nolda und Skip vergleichen wir am Abend noch deutsche und amerikanische Eigenarten...



Dienstag, 17. Mai 2011

Aus dem Leben eines Campers




Heute hat sich das uns bietende Bild gewaltig geaendert. Bis in die Mitte des Panhandles von Oklahoma nur plattes Land, Rinder ohne Ende und Getreidefelder bis an den Horizont. Wir sind jetzt etwa 4.300 km gefahren, davon allerdings gefuehlte 5 Mio. durch Arkansas und Oklahoma. Das hat nun ein Ende. Fast an  der Staatsgrenze zu New Mexico tun sich die typischen Felsformationen auf, die man ja zur Genuege aus alten Lucky Luke Comics kennt. Da liegen schon mal  gern Schlangen zum Aufwaermen in der Sonne auf der Strasse; keiner weiss doch so genau, ob die eigentlich gefaehrlich sind. Dass das Reptil ueberfahren wird, muss bei der geringen Fahrzeugfrequenz nicht befuerchtet werden... Doerfer werden in diesem Landesteil gern mal komplett verlassen. Wenn z.B. der Santa Fe Trail im vorletzten Jahrhundert nach 60 Jahren seine Schuldigkeit getan hat, weil die Eisenbahn ihn ueberfluessig gemacht hat, - er hat immerhin das neue Mexico mit den aufkommenden Industriezentren in St. Louis und Chicago verbunden - , dann wurden die Haeuser, Stallungen und Kirchen einfach dem Verfall ueberlassen und die Leute zogen zu einem anderen Hot Spot der damaligen Zeit.



Bei der Einreise nach New Mexico machten die Einschussloecher im Willkommensschild keinen wirklich einladenden Eindruck...



So. Das Leben eines Campers sieht eine strenge Routine vor. Jeder hat seine Aufgaben, jeder Handgriff muss sitzen. Ich baue als erstes das Zelt auf, Martina ist fuer die Himmelbett-Grundausstattung zustaendig. Abwechselnd wird eingekauft, Martina bereitet meist den Salat, ueberhaupt hat sie die Kueche an Bord, waehrend ich fuer die Grobschmiedearbeiten zustaendig bin. Ich bin dann wieder dafuer zustaendig, dass das Grillgut gelingt und den Abend perfekt macht. Zu allem gibt's meist eine Flasche Bier, manchmal auch Wein. Und wenn Martina dann neben mir bei einer letzten Zigarette den Sternenhimmel betrachtet und ich diese wichtigen Anmerkungen in die Tastatur haue, dann weiss ich: uns geht's gut.