Andres hat sich sehr über meine Übernachtung gefreut und
hat, wann immer sich die Gelegenheit bot, sein gar nicht mal sooo schlechtes
Englisch an mir ausprobiert. Er war jedenfalls supernett, wie alle Privatleute
hier in Chile, mit Ausnahme des Deppen, der seine Tochter mal eben ungefragt
auf die BMW gesetzt hatte, um ein Foto zu schiessen. Ich kam aber blöderweise
etwas zu früh aus dem Supermarkt zurück und habe erstmal laut gemeckert. Hat
ihn gar nicht gekratzt, bis er die schwarzen Ölflecken auf dem Kleid der
Tochter sah und mit hochrotem Kopf abzog. Das hat er davon. Das geht nie mehr
raus. Nie mehr. Zu 2010 hat sich einiges hier verändert.
Bis in den letzten
Winkel der höchsten Täler hinein wird Wein angebaut. Da wächst auch schon nix anderes
mehr. Hauptsache Wein. Naja, nachdem Die Anbauregion dann hinter mir lag, ging
es nur noch steil bergauf.
grosse Mauer, |
...nichts dahinter. Hier sollte eigentlich ein See sein. |
Die nächsten 150 km standen ganz im Zeichen der
Überquerung des Paso Agua Negro. Ich bin eigentlich viel zu spät losgekommen.
Um 15:oo zu starten ist keine gute Idee. Ich wollte ja noch zeitraubende Fotos
und Filmclips erstellen für Touratech und das hat meinen Zeitplan völlig umgehauen.
Jede Strecke musste ich mehrmals fahren, damit die Anschlüsse für den Schnitt
passen. Und dann blieb mir echt oft genug die Luft in 4500 Metern Höhe weg.
Dazu kam, dass ich diesmal allein war. Vielleicht nur ein psychologisches
Moment, aber immerhin. Wenn was passiert wäre, wäre keine Hilfe zur Stelle. Und
ich war voll beladen. Dann hat es unmittelbar vor mir einen Steinschlag gegeben,
ich habe noch die letzten Steinbrocken fallen sehen. Wäre ich da 10 Sekunden
eher gewesen, nicht auszudenken...
Leider sind auch die Gletscher seit 2010
deutlich weiter abgeschmolzen. Nur noch wenige Reste habe ich vorgefunden.
Schade. Aber trotzdem war es natürlich saukalt. Ich musste da unter allen
Umständen wieder runter. Ich hatte ja kurz angedacht, irgendwo da oben zu zelten,
aber wenn es schon um 7 um den Gefrierpunkt ist, wie kalt wird es dann erst
mitten in der Nacht?
Und als ich dann endlich auf der Passhöhe von 4770 m
angekommen war, stellte ich plötzlich fest, dass ich weder gegessen, noch
getrunken hatte. Quasi den ganzen Tag nicht. So gross war die Anspannung.
Also
bin ich wie der Teufel den Berg runtergepeitscht, auch weil es auf der Ostseite
des Gebirges viel eher im Schatten dunkel wird, als auf der sonnenzugewandten
Seite im Westen. Um 5 vor 8 stand ich
vor dem Einreisehäuschen, um 8 machten die zu. Glück gehabt. Mein nächstes
Problem ist eigentlich ein immanentes: Ich habe nie genug Bargeld. Meine EC-Karte
mit dem Maestro-Zeichen drauf geht nur für einige wenige Banken, die es aber
überhaupt nur in grösseren Städten gibt. Und mit VISA oder Mastercard mag ich
nicht abheben...
Rodriguez |
Also musste ich bei Rodriguez mal wieder mit U$ zahlen. Ich
war der erste Gast in der neuen Cabana und der Preis war auch in Ordnung.
In
der nächsten Ortschaft traf ich dann den Belgier Quentien aus Brüssel. Der hat
mir auch nochmal freundlicherweise 20 U$ gewechselt und das half auch weiter.
Diese Radfahrer sind zähe Menschen. Das sind die eigentlichen Helden. Denen ist
kein Berg zu hoch, keine Strecke zu weit und kein Wind zu stark. Hut ab.
Wenn
ich schon mal in der Gegend war, wollte ich auch noch einmal in Talampaya
vorbei schauen, dieser unwirklichen Schlucht mit den bizzaren Steinformationen.
Das war alles noch wie damals, nur gehagelt hat es nicht.
gegen den hier haette Reinecke keine Chance gehabt |
Und mein neuer Freund
heisst Reinecke. Gar nicht scheu, näherte er sich bis auf wenige Meter meinem
Frühstück. Da muss man aufpassen... In La Rioja endlich fand ich dann die
richtige Bank, die mir auch gleich das richtige Effectivo auswarf.
gutes Happi mit dem Geld der Bank im Hintergrund |
Jetzt mache
ich mich auf den Weg zum Paso San Francisco, der genauso hoch ist, wie der Paso
Agua Negra, nur dass ich morgen definitiv eher am Start sein werde.
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