Marokko 2015 Motorradrallye

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Donnerstag, 9. Juni 2011

Oregon und die Holzwuermer



Einfach unglaublich, was Oregon bei schoenem Wetter Anfang Sommer zu bieten hat. Saubere Fluesse, gesunde Waelder, saftige Wiesen, sodass die Rinder schon wieder auf die Paradiesnummer reinfallen bis zum Metzgermesser... und dann ist man mit einem Schlag in der Hoelle. Holzfaeller betreiben einen gnadenlosen Kahlschlag, nicht die mit Axt und Saege, sondern die mit Profiwerkzeug vor dem LKW. Da wird der Baum umgriffen, gesaegt, entastet, geschaelt und gleich auf dem bereitstehenden Haenger geliftet. Es gibt sicher 1000 Gruende, warum das so sein muss und wir wollen ja auch alle lieber Holz und Papier als Plastik, aber die kahlen Haenge sehen einfach doof aus...



Dazu passen irgendwie auch die Duenenbefahrer. Da pfluegen Hunderte von ATV-Fahrern den ganzen Tag durch schoenste Duenen und gefaehrden das Habitat von Schwarzbaeren, Wapitis, Rehen und allerlei Kleingetier und Voegeln. Sicher muessen wir uns auch immer wieder fragen, was wir fuer "Eindruecke" in der Landschaft hinterlassen. Aber die abrasiven Reifen der Quads raspeln die Sandberge schneller runter als eine Wanderduene laufen kann...



Gluecklicherweise gibt es noch eine Menge netter Ecken in Oregon. Gestern sind wir eine unbefestigte Strasse gefahren, auf der uns auf 60 Meilen nur ein einziges Fahrzeug entgegen kam. Natuerlich hat die Fahrerin angehalten und in einer Viertelstunde waren ihre und unsere Lebensgeschichten erzaehlt.


Ueberhaupt muss man sagen, die Amerikaner sind groesstenteils nette Menschen. An der Tankstelle, an der Supermarktkasse, im Restaurant oder an der roten Ampel werden wir oft angesprochen nach dem Woher und dem Wohin.


Eine der groessten Ueberraschungen war aber, dass Oregon eine nicht unbedeutende Weinwirtschaft hat. Der Merlot gestern war jedenfalls vorzueglich und dem Preis durchaus angemessen...
 

Mittwoch, 8. Juni 2011

der grosse Ozean



Es duerfte ja hinlaenglich bekannt sein, dass der Pazific das groesste der Weltmeere ist. Von Alaska bis zur Suedspitze Chiles trennt es Amerika von Asien und Australien, und das Heute von Morgen. Wenn jemand in Seattle eine Reise tut, dann ist er eher in Tokyo als in Berlin. Ich moechte demnaechst nach Korea fliegen und freue mich schon darauf, die Vegetationen beider Kontinente zu vergleichen.


Gestern ist uns die Aehnlichkeit mit Neuseelands Kueste doch sehr stark aufgefallen. Moose, Farne, Rhododendren, ueppige Vegetation... nur, dass hier rechts gefahren wird.


Wir hatten ja immer geglaubt, dass die Groesse der Pflanzen und der Blaetter auch massgeblich mit der Temperatur zusammenhaengt. Ist das etwa falsch? Jedenfalls blueht und gedeiht es hier wie im Urwald.

An der Kueste reiht sich ein State Park an den naechsten. Verwunderlich, aber gern zur Kenntnis genommen, ist dabei, dass die Amis ueberall Parkplaetze eingerichtet, Baenke und Picknick-Gelegenheiten aufgestellt und sogar Treppen, die an den Strand fuehren, gebaut haben.


Wir sind endlich auch in Port Orford angekommen, dem Endpunkt des Trans-America-Trail. Einerseits ist es schade, dass wir nur relativ wenig vom eigentlichen Trail befahren konnten, andererseits sind wir dafuer mit Highlights entschaedigt worden, die wir sonst sicher nicht entdeckt haetten. Martina sagt ganz richtig, wir haetten unseren eigenen Trans-America-Trail gefunden...


Gleich wollen wir mal die Duenen hier in Sued-Oregon auschecken. Der Campingplatz, auf dem wir gerade uebernachten, ist von ATV- oder Quadfahrern nur so uebervoelkert... 

Danach fahren wir nochmal ins Landesinnere, weil es dort erstens waermer ist und zweitens wieder eine heisse Quelle auf uns wartet.

Dienstag, 7. Juni 2011

die Panamericana



Juhuu, wir sind am Pazifik. Wie er sich nach einer Bergkuppe so vor uns auftat, das war schon erhebend. Und wir haben beide diesen Augenblick sehr genossen. Immerhin haben wir heute die 10.000 km-Marke ueberschritten, ich zufaellig auch noch die 30.000 km mit meinem Motorrad. Wir koennen darauf auch ein wenig stolz sein. 5 Wochen ohne Unfall oder Pannen, das soll uns erstmal jemand nachmachen.

Jetzt befinden wir uns auf einem Streckenabschnitt der Panamericana, jenem Strassensystem, das von Alaska nach Feuerland fuehrt und auf dem wir im letzten Jahr eine Zeit lang in Peru unterwegs waren. 



Wieder waren wir im Raeuberwald. Die jahrhundertealten Baumriesen stehen schon laenger in dieser Gegend rum, als Amerika alt ist. Eine von uns besuchte Sequoia-Kiefer ist nachweislich 1.600 Jahre alt. Was sie uns wohl alles erzaehlen koennte ueber Amerikas Geschichte...?


Immer wieder haben wir auch Wapiti-Herden gesehen, die hier "Elk" heissen und eigentlich grossen Hirschen in Statur und Aussehen aehneln.


Hier ist ein umgestuerzter Baum in der Mitte durchgesaegt, um den Weg frei zu machen. Jede Rille ist ein Jahr, da kann man leicht nachzaehlen, dass dieser Baum einige hundert Jahre alt ist...



In der Stadt haben wir heute Ikolo getroffen. Er ist Baletttaenzer aus San Francisco und hat sich sehr fuer unsere Reise, besonders aber fuer unsere Motorraeder interessiert. Seine Frau hat in Costa Rica Verwandtschaft und Martinas Vorschlag, Ikolo solle doch mit seiner Frau dort einen Motorradurlaub verbringen, hat er mit Begeisterung aufgenommen. 

Jetzt hocken wir gerade am Lagerfeuer, die Steaks sind schon verputzt und freuen uns auf Oregon, insbesondere, wo man uns besseres Wetter versprochen hat...


Montag, 6. Juni 2011

Regenwald



Wie nenn' ich denn jetzt diesen Blog?, habe ich Martina gefragt. Und sie antwortet wie aus der Pistole geschossen: Regenwald. Na toll... da hat also das Wetter schon zu einem Bewusstseinswandel bei uns gefuehrt. Gut, Schwimmhaeute haben wir noch nicht zwischen den Zehen, aber viel fehlt nicht. Das Beste ist, die Koffer sind alle leer, weil wir eigentlich alles angezogen haben, was geht, ohne unsere Bewegungsfreiheit auf  das Spiel unserer Pupillen reduzieren zu muessen... Mich wundert das viele Moos an den Baeumen. Ist das nicht ein Zeichen von uebermaessiger Feuchtigkeit und haeufigem Regen?


das macht Martina offiziell zum "Treehugger"
Davon mal abgesehen, sind wir gestern erstmalig durch die Redwoods gefahren. Eine Kiefernart gigantischen Ausmasses, die erstaunlich alt wird - wenn sie denn nicht vorher der Saege zum Opfer faellt -, eine Hoehe von 50 Metern erreichen kann und somit als groesster Baum der Welt gilt. Gibt's nur hier und in China. Diese Waelder verdunkeln die Sonne wirklich nachhaltig, und wenn ich an einen Raeuberwald denke, denke ich an "Sequoia Redwood". Ein Baum koennte wohl das Kaminholz fuer ein ganzes Leben liefern. Keine Bange, das wissen auch alle anderen und deshalb werden diese eher raren, verbliebenen Waelder in Nationalparks geschuetzt.


Gestern haben wir dann auch noch eine Motorradtruppe aus Portland, OR, getroffen. Die machten einen netten Eindruck und haben mich an unsere Kumpels Olle, Heli, Wolle, Michi und so erinnert. Lagerfeuer im Regen, damit es ordentlich quockst, eine bunte Auswahl verschiedenster Motorraeder mit zum Teil sehr individuellen Gepaeckloesungen...


was der Technische Ueberwachungs-Verein dazu wohl sagt...

So. Jetzt sind wir noch 3 Meilen vom Pazifik entfernt und koennen ihn immer noch nicht sehen. Offiziell sind wir also noch nicht "from coast to coast" gefahren.

Sonntag, 5. Juni 2011

Reno und die Sintflut


Reno, Nevada, nicht zu verwechseln mit Rhinow, Havelland, ist ein beschauliches Staedchen. Noch 1960 zaehlte das Kaff nicht mehr als 50.000 Seelen. Heute sind es 220.000, die meisten davon taetig in der Casino- und Unterhaltungsindustrie.


Das Schild ueber mir ist aber auch Sinnbild fuer den immer weniger locker sitzenden Dollar der Kundschaft und wenn dann noch die Zufahrtswege zu Lande von Sacramento und San Francisco wegen Schnee gesperrt sind, und Reno nur auf Flug- und Bahnkunden zugreifen kann, dann geht's der Stadt nicht besonders gut.

Mitte des 19. Jahrhunderts waren Gold und dann die Transkontinentale Eisenbahn Wirtschaftsthema Nummer 1, bis dann in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts das Gluecksspiel diese Position uebernommen hat. 

Interessanterweise ist Nevada immer noch drittgroesster Goldlieferant der Welt, der "California Zephyr" von San Francisco bis nach Chicago haelt taeglich in Reno und als Spielerparadies hat die Stadt nach Las Vegas immer noch einen guten Namen...
 

In Hallelujah-Junction mussten wir dann abbiegen ins Gebirge um das weniger namhafte Cascade Range zu ueberqueren. Der Ort heisst wohl so, weil der Sprit hier 40 Cents/gal teurer ist als in Reno, wo wir getankt hatten. Hallelujah. 


"Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung" ist ein beliebter Spruch,  erfunden von Schoenwetterfahrern, die mal einen Gewitterschauer in den ersten Minuten erleben mussten, dann aber den Rest unter einem Tankstellendach ausgesessen haben.


Wir hingegen haben das ganze Paket bekommen: 6 Stunden Dauerregen von einer Intensitaet, dass entgegenkommende Autos den Scheibenwischer auf "schnell" stellen mussten, Nebel mit Sichtweiten unter 50 Metern, Kaelte mit Schneehaufen am Strassenrand und kurvige Straesschen mit glitschigen Teerflicken als Billigreparatur. Was fehlt: richtig, der Washoe Zephyr. Das ist der Wind, von dem ich nun schon seit Tagen rede...



Unsere "Funktionskleidung" hat nur teilweise funktioniert. Martinas Handschuhe waren schnell innen komplett nass, meine Cross-Boots hielten keine 10 Minuten. Auch Kragen, Buendchen und Reissverschluesse waren allesamt undicht. Martinas wasserdichte Gepaecktasche hat an einer Ecke auch geschwaechelt.



Ich glaube langsam, es gibt doch sowas wie Sauwetter. Echt.

Freitag, 3. Juni 2011

Lake Tahoe und Squaw Valley


Ich muss noch einmal kurz auf die Olympischen Spiele von 1960 zurueckkommen...

Da baut Mitte der '50er ein wohlhabender Geschaeftsmann inmitten eines unberuehrten Seitentals der Sierra Navada in der Naehe des Lake Tahoe eine einzelne Lodge und holt damit die Winterspiele nach Squaw Valley. Schneesicher ist die Gegend ja, bis weit in den Juni hinein, zumindest in diesem Jahr... Die Anreise muss fuerchterlich gewesen sein. Flughaefen gab's in der Gegend gar nicht. Reno hatte einen kleinen Flugplatz, der nur von solchen Grossstaedten wie San Francisco und Denver angeflogen wurde. Und dann wurden auch einige Sportler, Funktionaere und Journalisten aus Ostblock-Staaten nicht ins Land gelassen... Auch damals gab es schon maechtige Skandale...
die Heilige Mutter Gottes als Schutzpatronin der Olympischen Winterspiele 1960

hier geht's nur noch mit dem Lift weiter
Und bevor jemand denkt, ich wuerde mir hier auch eine Doktorarbeit zusammenkopieren... steht alles bei Wikipedia.

Bei der Fahrt um den Lake Tahoe sieht man immer wieder, wie gern sich die Amerikaner mit europaeischer Heritage schmuecken: da gibt es das Schweizer Haus, das Matterhorn, ein Bier-Stueberl und was nicht noch alles. Genau wie bei uns in den Alpen: McDonald's, Starbucks, Aspen-Lodge... 


Und der gesamte Wald ist ein Riesencampingplatz. Noch ist nichts los hier, ist ja noch grimmig kalt, aber man ahnt, was hier in der Sommersaison erwartet wird.

in Truckee am Donner-Pass

Morgen statten wir der "groessten Kleinstadt" einen Besuch ab. Es soll regnen, aber hey!, solange es nicht schneit... 

Reno


Heisse Wuestenwinde und eiskalte Sierra Nevada

Vielleicht haette ich lieber im 7. Himmel bleiben sollen...

der Camper wird vom Seitenwind arg gebeutelt

Was uns hier auf diesem Planeten geblueht hat, war nicht besonders feierlich. 350 harte Kilometer immer westwaerts, mit Gegenwinden ueber 100 km schnell... das war eine echte Herausforderung. Mein Spritverbrauch ist auf ueber 6 l/100km angestiegen. Immer wieder haben uns Windhosen mit ihrer Verspieltheit  gezeigt, dass das Geblase aus nur einer Richtung auch langweilig ist. Das einzig Gute ist, wir frieren nicht.



Die wie mit dem Lineal gezogenen Strassen, - ein Abschnitt mal eben 80 km lang, da wird sogar eine 3º seichte Kurve lang und breit mit Schildern angekuendigt - , haben ein jaehes Ende, weil ihnen die Sierra Nevada, das verschneite Gebirge, im Weg steht. Heidewitzka, das ist ja wie Achterbahnfahren... Kurven ohne Ende, ein Pass nach dem anderen, Schneewehen, Temperaturen um den Gefrierpunkt, alle Zufahrtswege zum Yosemite National Park gesperrt... da heisst es: schnell umdisponieren.



Auf zum Lake Tahoe. Dass hier mal die Winterspiele 1960 in Squaw Valley stattfanden und Heidi Biebl Gold geholt hat, Recknagel, Thoma und Haase auch, wissen wohl nur die Wenigsten. Und das neue Eistanz-Traumpaar Kilius/Baeumler warf bereits mit einer Silbermedaille seine Schatten voraus... 


Wir koennen uns eigentlich nur noch von Hot Tub zu Hot Tub am Leben erhalten... Der Wetterbericht sagt, die Temperaturen laegen etwa 5 - 10º unter dem Durchschnitt fuer diese Jahreszeit. Na klasse.