Die erste halbe Stunde geht wieder mal mit der Suche nach
der richtigen Ausfahrt aus der Stadt drauf. Ich bestehe nun immer früher
darauf, der Karte oder meinem Instinkt zu folgen, wenn wir augenscheinlich in
die falsche Richtung fahren, als dem Navi.
In unserem Roadbook stehen für heute ein paar
Flussdurchfahrten, Fotos vom Hochland der Atlas-Region und von der
Todra-Schlucht. Es sollte ein derkwürdiger Tag werden.
Ein Pass, der Cirque de Jaffar, war nur auf Piste zu
erreichen und nach unserer gestrigen Offroaderfahrung im Gebirge hat uns die
Anfahrt auf den ersten 20 km schon gereicht. Alle anderen Kollegen kamen uns
entgegen, nachdem wir umgekehrt waren, um nach einer asphaltierten Alternative
zu suchen.
Die ersten Stunden des Tages waren da schon verplempert und
geschafft hatten wir kaum etwas. Wir waren immer noch in der Nähe von Midelt
und es waren noch etwa 300 km zu fahren. Nach dem Mittagspicknick ging’s dann
richtig los.
Der ungewöhnlich regenreiche Mai des Jahres hat Bäche in
reissende Flüsse verwandelt, Strassen in Schlammpisten und Asphalt in Geröll.
Wir hatten wohl mit der einen oder anderen Bachdurchfahrt gerechnet, nicht aber
damit, an die Grenzen, oder für einige weit darüber hinaus, unserer Fähigkeiten
zu stossen. Immer wieder mussten die Motorräder mit Hilfe aller durch die
Furten getragen oder wenigstens escortiert werden, was mehr oder weniger gut
gelang. Dazu kamen Pisten mit tennisballgrossen Steinen in Steigungen und
steilen Abfahrten. Die 300 km wollten einfach nicht schmelzen.
Martinas innovatives Übersetzen über einen Fluss mit einem
Maultier war ein willkommenes Fotomotiv. Während ich ihre Maschine durch die
Fluten gepeitscht habe...
Ich hatte mindestens 15 Flussdurchfahrten hinter mir, war
wegen der körperlichen Anstrengung komplett durchnässt und fror anschliessend
wie ein Schneider, weil mein wasserdichtes Regenzeug die Nässe nun zuverlässig am Körper hielt. Und immer noch
war die Hälfte der Strecke zu fahren.
Mein Ton den anderen gegenüber wurde zunehmend rauher,
einzig dem Umstand geschuldet, noch vor der Dunkelheit unser Etappenziel zu
erreichen. Die Todra-Schlucht hätte ein echtes Highlight werden können, so aber
sind wir nur schnell durchgerauscht, haben unsere Fotos geschossen und sind
kurz vor dem Dunkelwerden in Tinerhir
eingetroffen.
Ein anderes Team hinter uns hatte nicht ganz so viel Glück
wie wir. Ein Fahrer hat sich in der Dunkelheit abgelegt und sich seinen bereits
lädierten Knöchel ein zweites Mal geprellt. Soviel zum Fahren bei Dunkelheit.
Das war einer der härtesten Tage in meiner langen
Motorradkarriere und die grösste Bewunderung von Seiten unserer Mitstreiter
galt unseren Frauen, die sich mutig und tapfer dieser Herausforderung gestellt
haben.
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